Beschreibung
"Das wirkliche poème en prose hat Baudelaire und nur Baudelaire geschaffen" (Victor Klemperer). "Die Blumen des Bösen" gelten in literaturhistorisch rarer Einmütigkeit nicht nur als Baudelaires Meisterwerk, sondern als ein die Jahrhunderte überstrahlender Stern der Dichtkunst der Welt. Der Dichter hätte dem nicht widersprochen. Dennoch war er nach Vollendung dieses Lebenswerks, heftigen öffentlichen Anfeindungen bis zur Anklage und Verurteilung als Sittenverderber und Schänder der Moral, so zermürbt, dass er sich einer neuen Wortwelt, einer neuen Form von Lyrik zuwandte, dem Gedicht in Prosa. "Wer von uns", schrieb er in seiner einleitenden Widmung an Arsène Houssaye, "hat nicht in seinen ehrgeizigen Tagen das Wunder einer poetischen Prosa erträumt, die musikalisch wäre ohne Reim & Rhythmus, gehämmert und schmiegsam genug, um sich den lyrischen Schwingungen der Seele anzupassen, den Wellen der Träumerei und sich dabei den Zuckungen des Bewusstseins fügt? Diese Sehnsucht erwächst aus dem Leben in den großen Städten mit ihren unzähligen Verschlingungen. Ich habe versucht, die schrillen Schreie einzufangen und in einer lyrischen Prosa alle trostlosen Suggestionen auszudrücken." Bei seinem berühmten Freund Victor Hugo setzte er noch deutlicher nach: "Ich habe meine ganze Bitterkeit, meinen ganzen Hass hineingelegt. Ich hoffe, mir ist ein Werk gelungen, in dem sich das Schreckliche mit dem Komischen, der Zorn sich mit dem Zärtlichen noch kühner und einzigartiger verbindet als in den ,Blumen des Bösen'." Von 1857 bis 1867 erschienen vierzig der insgesamt fünfzig Poeme in verschiedenen Zeitungen und Magazinen als "Poèmes Nocturnes", "Prosagedichte" oder "Kleine Dichtungen in Prosa", später oft mit dem Untertitel "Le Spleen de Paris". Die Buchausgabe der "Petits Poèmes en Prose" erschien zwei Jahre nach Baudelaires Tod. Anlässlich seines 200. Geburtstag haben Fritz & Franziska van Eycken sie behutsam und beherzt, frech, fromm und frei neu gefasst. 192 Seiten. Leinen mit Lesebändchen.