Beschreibung
Missratene Söhne werden in der Regel mit abfälligen und ausgrenzenden Attributen durch Elternhaus und Gesellschaft belegt, viele von ihnen haben allerdings nicht nur verstört, sondern auch über die Familie hinauswachsend einen gesellschaftlichen Diskurs befördert. Generationskonflikte stehen oftmals stellvertretend für die spezifischen Nöte, Verstrickungen, Tragödien und Hoffnungen einer Epoche; sie verdeutlichen eine tiefergehende neue Einstellung zu bestehenden Werten und Institutionen. Väter sind allgemein Repräsentanten der "alten" Welt, die Konservatismus, Bedrückung und Unfreiheit bedeutet. Der Bruch mit überlieferten Traditionen steht symbolisch also auch für den Bruch mit der jeweiligen bedrückend und bedrohlich empfundenen Gegenwart. Immer wieder haben missratene Söhne an den Strukturen der Gesellschaft gerüttelt und zur Veränderung beigetragen. Zu ihnen gehört Erich Mühsam.
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Autorenportrait
Längst überfällig war sie. Seit dem 111. Geburtstag am 6.4.1989 existiert sie und soll mit Ihrer Unterstützung lebendige Arbeit leisten. Aufgabe der Erich-Mühsam-Gesellschaft ist es, das Andenken des Schriftstellers zu erhalten, in seinem Geist die fortschrittliche, friedensfördernde und für soziale Gerechtigkeit eintretende Literatur zu pflegen und seine Absage an jede Unterdrückung, Gewalt und Diskriminierung von Minderheiten für die Gegenwart zu nutzen. Ein früherer Lübecker Bürgermeister hat bezogen auf Thomas und Heinrich Mann sowie Erich Mühsam gesagt: "Dass die auch gerade alle aus Lübeck sein müssen, was sollen die Leute im Reich von uns denken!" Nun, die Brüder Mann mussten emigrieren, Mühsam wurde auf grausame Weise 1934 im KZ Oranienburg ermordet. Das "Reich" ging kaputt ... Der Schriftsteller, Dramatiker, Bänkelsänger, Lyriker, Zeichner, Essayist, antimilitaristische Agitator und Journalist Erich Mühsam gehört zu den bedeutendsten und vielseitigsten kritischen Talenten Deutschlands im frühen 20. Jahrhundert. Es gilt, diesen wichtigen Sohn Lübecks, der für Frieden und Freiheit kämpfte, in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.