Beschreibung
Bildungsdünkel und Beamtengeist, Machtspiele und Amouren, Beutekunst und deutsche Einheit - was sogenanntes Kulturmanagement im klein-deutschen wie im groß-europäischen Maßstab anzurichten vermag, wenn Ost und West aufeinanderprallen, davon erzählt dieser Kriminalroman im Kolorit der 'Weltprovinz' Weimar. Ein Rätsel ist der jungen Kriminalistin Anja Heger der ihr zugewiesene Chef, der Leipziger Kommissar Leßing. Statt sich intensiv mit dem Fall des toten Wissenschaftlers der Weimarer Kulturstiftung zu beschäftigen, verplaudert Leßing lieber die Zeit mit den Bildungsbürgern des Goethe-Städtchens kenntnisreich über Kunst und Literatur - bis ein Foto des Toten auftaucht, das Klatsch und Kunstsinnigkeiten ein jähes Ende bereitet, weil dessen Besitz dem Schriftsteller Conrad, einem der größten Lästermäuler vor Ort, fast das Leben kostet. Da entpuppt sich der Schöngeist als Angehöriger einer EU-weit agierenden Sonderkommission, die auf Kunstdelikte spezialisiert ist, und der Tote als zweifacher Erpresser. Was aber wusste er wirklich über ein Konvolut Watteau-Zeichnungen, dessen Spur sich im Jahre 1944 irgendwo zwischen Amsterdam und Dresden verlor? Und warum hatte er versucht, seinem Weimarer Vorgesetzten über ein Londoner Auktionshaus einen gefälschten Goethe-Autographen unterzuschieben? Während Leßing die Spur der Bilder zum Nazi-Projekt 'Führermuseum Linz' verfolgt und ein befreundeter elsässischer Kunstagent der Fährte der Goethe-Fälschung im zwielichtigen Londoner Antiquariatsmilieu nachgeht, verunglückt Leßings Hauptverdächtiger, ein Weimarer Archivdirektor, tödlich. Zu allem schaltet sich auch noch das BKA in die Ermittlungen ein. Da scheint es fast logisch, wenn Leßing von seinem Berliner Vorgesetzten auf ministerielle Order hin von seiner Aufgabe entbunden wird. Denn plötzlich gilt der Polizist als gefährlicher Störenfried in einem Spiel mit den ominösen Watteaus, das in einer diplomatischen und rechtlichen Grauzone zwischen Deutschland und Russland um die Frage der Beutekunst ausgetragen wird. Und der neue russische Emissär scheint in diesen Sachen keinen Spaß zu verstehen.