Beschreibung
Der «West-östliche Divan» ist ein einzigartiges durchkomponiertes Gedichtbuch und ein Text voll geheimer Weisheit; es singt und spricht darin in allen Sphären. Es gibt in der Weltliteratur nichts Vergleichbares. Den «Divan» schrieb Goethe 1814 bis 1819 in einer Phase stürmischer Verjüngung: Er war hingerissen von Marianne Willemer, an die viele Gedichte des «Divan» gerichtet sind und die ihm mit herrlichen Versen antwortete; zugleich war er von der Entdeckung des persischen Dichters Hafis, den er seinen Zwilling nennt, begeistert; in den glücklichen Sommerwochen 1815 schloss er Freundschaft mit dem jungen Sulpiz Boisserée. Eine Konstellation hoher Gunst! So entstand ein schwebendes Buch der Verklärung, reich an poetischen und persönlichen Geheimnissen. Max Rychner hat dieser vollständigen «Divan»-Ausgabe, die neben dem Gedichtteil auch den Nachlass, die Paralipomena und die Noten und Abhandlungen bietet, eine instruktive Einleitung vorausgeschickt und jedem Gedicht wertvolle Erläuterungen beigegeben.
Autorenportrait
Johann Wolfgang Goethe wurde am 28.8.1749 in Frankfurt a. M. geboren. Er studierte Jura in Leipzig und Straßburg; nach der Promotion bereitete er sich in Frankfurt auf den Anwaltsberuf vor. Bereits 1773 und 1774 hatte er großen Erfolg mit seinen Stücken "Götz von Berlichingen" und "Clavigo" sowie mit seinem ersten Roman "Die Leiden des jungen Werther". 1774 machte er auch Bekanntschaft mit dem Herzog Carl August von Weimar, auf dessen Einladung er ein Jahr später nach Weimar zog. Dort wurde er zunächst Legionsrat, dann Staatsrat, Minister und Geheimer Rat. Er unternahm zahlreiche Reisen zum Rhein, in die Schweiz, nach Italien und Böhmen. 1791-1817 war er Direktor des Weimarer Staatstheaters. Goethe beschäftigte sich eingehend mit zahlreichen Wissengebieten, u.a. Botanik, Meteorologie, Anatomie, Mineralogie, Optik. Mit den größten Dichtern, Denkern und Forschern seiner Zeit war er bekannt oder befreundet, u.a. mit Schiller, Humboldt, Schelling; Emerson, Turgenev und Thackeray besuchten ihn. Er starb am 22.3.1832 in Weimar und wurde in der Fürstengruft beigesetzt. Johann Wolfgang Goethe ist nicht nur der größte deutsche Dichter, sondern auch ein universeller Denker, der maßgeblichen Einfluss auf die deutsche Literatur und Geistesgeschichte ausgeübt hat. Am Beginn seines umfangreichen Werks stand der Irrationalismus und Individualismus des Sturm und Drang: gefühlsbetonte, hymnische Lyrik, Dramen ("Götz") und der empfindsame "Werther". Unter dem Eindruck seiner Italienreisen wandte er sich der Klassik zu und schuf formstrenge, harmonische Dichtungen, v.a. über den idealen Menschen und das Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft ("Iphigenie", "Wilhelm Meisters Lehrjahre"). Sein Spätwerk schließlich ist zunehmend von Gedanken über soziale und psychologische Fragen geprägt ("Faust", "Die Wahlverwandtschaften").