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Letzten Endes

Roman

Erschienen am 07.09.2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442312146
Sprache: Deutsch
Umfang: 416 S.
Format (T/L/B): 3.8 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Eine Liebe am Rande des Abgrunds Junior Thibodeaux gilt als Genie, und niemand kann sich erklären weshalb. Der unscheinbare Junge aus dem Bundesstaat Maine spricht mit der Weisheit der Alten und in Zungen, die seine Mitmenschen nur schwer zu deuten vermögen. Dass er dabei jedoch nur seinen Eingebungen folgt, ahnt niemand: Junior bezieht sein Wissen von mystischen Stimmen in seinem Kopf, die ihm die Welt, das Leben und seine Familie erklären; die Stimmen flüstern ihm aber auch von einem magischen Datum: dem drohenden Weltuntergang, der alles irdische Leben vernichten wird. Was Junior mit diesem Wissen anfangen und wie er sich angesichts seiner eigenen Auslöschung verhalten soll, wird ihm jedoch nicht verraten. Was zählt eigentlich noch, wenn das Ende naht?, fragt er sich immer wieder. Und lohnt es sich überhaupt, sich einzulassen - auf Dinge, Menschen und Zukunftspläne? Eine Antwort findet Junior erst in der Liebe zu Lisa, welche die nahende Apokalypse überstrahlt . Mehr von der neuen literarischen Stimme aus Amerika - provokant, verstörend, bewegend.

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Autorenportrait

Ron Currie jr. wurde 1975 in Maine geboren, wo er auch seine Jugend verbrachte. Um mehr Zeit für seine Leidenschaft, das Schreiben, zu haben, brach er sein Studium ab und lebte von Aushilfsjobs. So arbeitete er mehrere Jahre lang als Koch in Schnellrestaurants und publizierte in seiner Freizeit Kurzgeschichten in verschiedenen Zeitschriften wie »Glimmer Train«, »The Sun« und »Other Voices«. Ron Currie lebt heute in Waterville, Maine.

Leseprobe

In Utero; frühe Kindheit Zunächst einmal: Genieße diese Zeit! Nie wieder wirst du so wenig Verantwortung für dein Überleben tragen. Bald wirst du Nahrung zu dir nehmen und das Verdaute ausscheiden müssen. Du wirst lernen müssen, zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden und durchzuschlafen. Du wirst die Muskeln stärken müssen, die du brauchst, um über längere Zeit laut zu schreien. Du wirst das unwillkürliche Gurren und die Mimik beherrschen müssen, die Säuglinge so niedlich machen, damit diejenigen, deren Obhut du anvertraut bist, dich weiter mit Nahrung und sauberem Bettzeug versorgen. Du wirst deine Arme und Beine strecken müssen, den Kopf rollen, um deinen Nacken zu kräftigen, krabbeln, dich wacklig auf die Füße ziehen und schließlich laufen lernen müssen. Wenig später wirst du rennen, teilen, einen Baseballschläger schwingen und einen Stift halten lernen, lieben, weinen, lesen, dir die Schuhe binden, baden und sterben. Es gibt viel zu lernen und zu tun und nur wenig Zeit; sagen wir einfach, dass du dir über die schwierigen Zeiten, die kommen werden, im Klaren sein solltest, damit du den mühelosen, schwebenden Traum der Schwangerschaft zu würdigen weißt. Und zwar jetzt und nicht erst später. Im Augenblick besteht deine Aufgabe einzig darin zu wachsen. Es gibt allerdings etwas, was dieses Wachstum entscheidend erschwert. Vielleicht hast du schon bemerkt, dass du dir den Mutterleib mit anderen Dingen teilst. Das Auffallendste und Wichtigste ist das fleischige Seil an deinem Bauch, das Nabelschnur genannt wird. Von ihr hängt buchstäblich dein Leben ab, sie versorgt dich mit Blut, Nährstoffen, lebenswichtigen Antikörpern und anderen Dingen. Schon jetzt hat sie sich zweimal um deinen Hals gewickelt, und obwohl dir das nicht besonders bedrohlich oder abträglich erscheint, solange du nicht atmest, könnte es deinen Eintritt in diese Welt gefährden. Wir wollen dir nichts vormachen - es könnte dich töten. Aber bleib ruhig. Du solltest dich einfach während der restlichen Schwangerschaft so wenig wie möglich bewegen. Das ändert zwar nichts an den Schlingen, die schon jetzt deinen Hals einschnüren, aber es wird ein weiteres Aufwickeln oder andere Komplikationen weitgehend vermeiden - Vasa-Previa-Blutungen, Knoten, Zysten, Hämatome. Allein genommen ist keines dieser Probleme besonders gefährlich, doch zwei oder mehr zusammen können ernste Schwierigkeiten bedeuten. Deshalb solltest du stets wachsam den vielen Versuchungen widerstehen, dich zu bewegen. Natürlich fänden es viele Menschen unfair, einen Fötus zu bitten, seinen Bewegungsdrang einzuschränken. Allerdings würdest du gut daran tun, Menschen aus dem Weg zu gehen, die sich über mangelnde Fairness im Leben beklagen. Übe dich stattdessen lieber von Anfang an in Selbstbeherrschung. Licht und Geräusche bilden für deinen Beschluss, dich nicht zu bewegen, die größte Herausforderung. Sie dringen durch die Bauchdecke deiner Mutter zu dir, und du verspürst den Impuls, dich ihnen zu nähern, das Bad aus Fruchtwasser mit winzigen Fingern und Zehen aufzuwühlen, um die Wärme des Sonnenlichts aufzunehmen oder Carly Simon trällern zu hören. Der Drang, dich zu bewegen, ist natürlich und verständlich. Wie in deinem ganzen Leben, wie lang oder kurz es auch sein mag, liegt die Entscheidung am Ende bei dir. Denk nur daran, dass beinahe jede Entscheidung Konsequenzen nach sich zieht und dass die Konsequenzen in diesem Fall wahrscheinlich recht schwerwiegend wären. 96 Deine Mutter hat bereits ein Kind, deinen Bruder, der im Mutterleib einem Wirbelwind glich, deshalb macht ihr deine Bewegungslosigkeit Angst. Wir sollten erwähnen, dass sie zu übertriebener Furcht und Nervenanspannung neigt, leichte Störungen, denen mehrere Auslöser zugrunde liegen. Nicht zuletzt der verbale und körperliche Missbrauch, den sie als Kind durch ihren Vater erleiden musste. Deshalb stupst sie dich an und drückt sich stundenlang das Transistorradio an den Bauch, um dich zu einer Bewegung zu verleiten. Obwohl ihr Bauch weit Leseprobe

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