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McMafia

Die grenzenlose Welt des organisierten Verbrechens

Erschienen am 12.10.2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442129935
Sprache: Deutsch
Umfang: 528 S., 5 s/w Illustr., 16 S. s/w Abb.
Format (T/L/B): 3.8 x 18.5 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Mafiamacht ohne Grenzen Das organisierte Verbrechen ist ein Gewinner der Globalisierung – das ist die bittere Erkenntnis des britischen Journalisten Misha Glenny nach jahrelangen Recherchen in der kriminellen Unterwelt. In seiner so spektakulären wie erschütternden Reportage enthüllt er die brutalen Profiteure der weltumspannenden Schattenwirtschaft von der kasachischen Kaviarmafia über ukrainische Waffenhändler bis hin zu kanadischen Drogensyndikaten. Ein furchtloser Tatsachenthriller aus der globalen Unterwelt, fesselnd und erschreckend zugleich.

Leseprobe

Es war der Abend des 30. April 1994. In Woking, einem Ort in der Grafschaft Surrey, hatte der Frühling Einzug gehalten. Das Barnesbury Estate war nicht ganz ein Mittelschicht-Wohnviertel, aber an Ehrgeiz mangelte es in diesem Teil Südenglands nicht. Als auf dem Willow Way, einer ruhigen Straße mit Reihenhäusern, die Dunkelheit hereinbrach, standen die Autos schon in den Garagen, und die Familien hatten sich zum Abendessen oder zum samstagabendlichen Fernsehvergnügen niedergelassen. Gegen 21 Uhr stieg vor dem Haus Nummer 31 ein Mann aus einem roten Toyota. Mit einer blau-weißen Schachtel in der Hand schlenderte er zur Haustür und klopfte. Drinnen genoss die 33-jährige Geophysikerin Karen Reed, die ihren Lebensunterhalt mit der Analyse seismischer Daten verdiente, gerade ein Glas Weißwein und eine Unterhaltung mit einer Freundin. Durch das Fenster hörten sie dumpf die Stimme des Mannes: "Haben Sie eine Pizza bestellt?" Als Karen die Tür öffnete, zog der Pizzabote eine Pistole Kaliber.38 und schoss ihr mit ruhiger Zielsicherheit mehrere Male in den Kopf. Dann lief er zurück zum Auto und fuhr davon. Karen Reed war an diesem Abend nicht das beabsichtigte Opfer. Aber der Irrtum des Mörders hatte einen Grund. Sein eigentliches Ziel war Karens Schwester Alison Ponting, die als Produzentin für den BBC World Service arbeitete. Sie wohnte zu jener Zeit mit Karen zusammen, war aber an dem fraglichen Abend zufällig nicht zu Hause. Der Auftrag zu dem Mord kam wahrscheinlich von Djokar Dudajew, dem Präsidenten der Republik Tschetschenien. Alison hatte 1986 den stämmigen armenischen Frauenheld Gacic TerOganessian geheiratet, den sie ein paar Jahre zuvor während ihres Russischstudiums an der Universität kennen gelernt hatte. Die Eheschließung bot den Anlass zu einer ganzen Kette unwahrscheinlicher Ereignisse, und die führten acht Jahre später dazu, dass der Wirbelsturm aus Tod, Imperialismus, Bürgerkrieg, Öl, Kriminalität und nationalistischen Kämpfen, der als Kaukasuskonflikt bekannt ist, über die schläfrige Kleinstadt Woking hereinbrach. Eineinhalb Jahre vor dem Mord an Karen waren die beiden Brüder Ruslan und Nasarbeg Utsijew nach London gekommen. Sie waren von Präsident Dudajew beauftragt, für den neuen tschetschenischen Staat den Druck von Pässen und Geldscheinen in die Wege zu leiten. Ruslan war der engste Berater des launischen Dudajew und ein Hardliner in dessen von Flügelkämpfen geplagter Regierung. Sein Bruder galt als Experte für Kampfsport und allgemein als Mietgorilla. Neben ihrem offiziellen Auftrag, die Papiere für den angestrebten souveränen Staat drucken zu lassen, hatten sie noch mehrere andere Dinge vor: Sie sollten sich bei einem amerikanischen Geschäftsmann einen Kredit von 250 Millionen Dollar für die Modernisierung der riesigen tschetschenischen Ölraffinerien sichern, die Verhandlungen mit dem deutschen Energiekonzern Stinnes AG über den raschen Verkauf tschetschenischen Öls zu Weltmarktpreisen zum Abschluss bringen, und - wie die Ermittler später erfuhren - 2000 Boden-Luft-Raketen des Typs "Stinger" kaufen. Für derart heikle Verhandlungen brauchten die Vertreter der tschetschenischen Regierung einen geschickten Dolmetscher und Organisator. Ruslan erinnerte sich daran, dass die BBC-Produzentin Alison Ponting ihn früher einmal interviewt hatte, und bat sie um Hilfe. Sie schlug ihren Ehemann TerOganessian vor und hoffte dabei vielleicht, dass er eine einträgliche Stellung fände. Seit Alisons Mann in London wohnte, hatte er sich zu einem äußerst geschickten Schlawiner entwickelt. Ter-Oganessian war überall und nirgends: Er schmuggelte, gründete Scheinfirmen zur Geldwäsche und war sich auch für einfache Arbeiten nicht zu schade, als seine mutmaßlich kriminellen Geschäfte im Sande verliefen. Anfangs verstanden sich die drei kaukasischen Machos prächtig: Sie feierten wüste Partys, zu denen sie immer neue Callgirls einluden. Wie nicht anders zu erwarten, litt Alison zunehmend unter dem Verhalten ihres Mannes und der beid Leseprobe
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