Beschreibung
Dass Deutsche vor den Nationalsozialisten in den demokratischen Westen und die kommunistische Sowjetunion flüchteten, ist bekannt. Doch viele Verfolgte retteten sich auch in den vermeintlich rückständigen Südosten Europas, mindestens 55 000 allein nach Jugoslawien. Unter ihnen waren Juden und Nichtjuden, Konservative und Kommunisten, Zionisten und Internationalisten, Widerstandskämpfer und Unpolitische. Für viele begann eine jahrelange Irrfahrt. Marie-Janine Calic erzählt in "Balkan-Odyssee" ihre ebenso dramatischen wie berührenden Geschichten, die heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Die Flucht auf der Balkanroute begann gleich Anfang 1933, als die ersten Verfolgungswellen diejenigen traf, die von den Nationalsozialisten ausgesondert wurden. Den Theaterstar Tilla Durieux und den Schriftsteller Manès Sperber verschlug es zunächst nach Zagreb, den Maler Richard Ziegler auf die Insel Kor?ula und eine bunte Gesellschaft Berliner Emigranten in das dalmatinische Fischerdorf Zaton Mali. 1938 ließen der "Anschluss" Österreichs und das Novemberpogrom den Strom der Flüchtenden nach Jugoslawien schlagartig anschwellen, weil kaum noch andere Routen offenstanden. Doch als Italien Ende Oktober 1940 das Königreich Griechenland überfiel und Hitler den Angriff auf die Balkanländer plante, war plötzlich auch dieser letzte Fluchtweg verschlossen. Tausende saßen in der Falle. In der griechischen Sage endete die abenteuerliche Irrfahrt für den Helden glücklich - für viele der Balkan-Flüchtlinge tat sie das nicht.
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Autorenportrait
Marie-Janine Calic lehrt als Professorin für südosteuropäische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bei C.H.Beck sind von ihr erschienen: "Geschichte Jugoslawiens" (²2020), "Südosteuropa" (²2019), "Tito" (²2022), "Geschichte des Balkans" (2023).