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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963622144
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 20.5 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Steven Roark hat mehrere Gründe, ins beschauliche Hope Harbor zu ziehen: Einerseits möchte er nach seinen Auslandseinsätzen als Soldat endlich ein Zuhause finden. Andererseits fühlt er sich verpflichtet, seinen Bruder im Auge zu behalten, der offenbar das Alkoholproblem ihres Vaters »geerbt« hat. Doch sein Job als Besitzer eines Charterfischerbootes erfüllt Steven nicht und die Versuche, die Probleme seines Bruders zu lösen, lassen die Situation nur weiter eskalieren. Dass die sympathische Grundschullehrerin Holly Miller in Stevens Leben tritt, löst eine zusätzliche Lawine aus - an Emotionen. Trotz all ihrer Unterschiede fühlen sich Holly und Steven unwiderstehlich zueinander hingezogen. Doch sie sind beide zutiefst geprägt von schmerzhaften Erfahrungen ihrer Vergangenheit - und so verschieden wie Tag und Nacht. Bei all diesen Differenzen scheint eine gemeinsame Zukunft völlig ausgeschlossen.

Autorenportrait

Irene Hannon studierte Psychologie und Journalistik. Sie kündigte ihren Job bei einem Weltunternehmen, um sich dem Schreiben zu widmen. In ihrer Freizeit spielt sie in Gemeindemusicals mit und unternimmt Reisen. Die Bestsellerautorin lebt mit ihrem Mann in Missouri.

Leseprobe

Kapitel 1 Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, nach Oregon zu ziehen. Mit einem tiefen Seufzen stapfte Steven Roark zum Heck seines sieben Meter langen Fischerboots, auf dem er den größten Teil seiner Tage verbrachte, und kontrollierte den Schiffsknoten. Der Knoten war fest und sicher. Das war mehr, als er von seinem Platz auf der Welt - oder in Hope Harbor - sagen konnte. Er bückte sich und verschwand in der zusammenklappbaren Leinenkabine, die seinen Charterkunden an windigen, kalten Tagen - wie heute, an diesem letzten Märzsamstag - ein wenig Schutz bot. Er sank auf einen Klappstuhl und massierte seine Stirn. Aus beruflicher Sicht war es ein erfolgreicher Tag gewesen. Dafür, dass es noch so früh im Jahr war, hatte es im Fluss im Norden der Stadt ungewöhnlich viele Regenbogenforellen gegeben und seine Kunden waren mit ihrem Fang zufrieden gewesen. Einer von ihnen hatte sogar einen Zwanzigpfünder am Haken gehabt. Aus persönlicher Sicht war dieser Tag jedoch ein totaler Reinfall. Steven beugte sich vor, öffnete den Deckel eines eingebauten Materialcontainers und nahm den Umschlag, den er gestern aus seinem Briefkasten geholt hatte. Die Adresse war in Cindys fließender, geschwungener Handschrift geschrieben. Er zog die Karte heraus, las den gedruckten Vers noch einmal und überflog die Glückwünsche, die seine Schwägerin unter einen schief lächelnden Smiley geschrieben hatte. Den Smiley hatte sein Neffe gemalt. Sein Bruder hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Karte selbst zu unterschreiben. Das hatte Cindy für ihn übernommen. Stevens Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als er die Karte wieder in den Umschlag steckte. Dann beugte er sich vor und stützte die Ellbogen auf seine Knie. Was für ein Geburtstag! Seine einzige Gesellschaft waren Fische, ein paar lästige Seemöwen und drei schweigsame Kunden gewesen. Kein Kuchen oder Festessen mit Freunden oder Angehörigen. Keine Glückwünsche von seinem jüngeren Bruder und kein Durchbruch in ihrer Beziehung. Wenn er bei Patrick nach fast einem Jahr immer noch nicht weitergekommen war, war es sehr unwahrscheinlich, dass das in Zukunft geschehen würde, solange sich nichts Grundsätzliches im Leben seines Bruders änderte. Steven seufzte. Er hatte es vor zwölf Monaten als richtige Entscheidung angesehen, aus der Armee auszuscheiden, nachdem ihn Cindys beunruhigender Brief im Mittleren Osten erreicht hatte. Aber jetzt im Rückblick 'Hallo? Ist jemand an Bord?' Steven fuhr hoch und blickte mit zusammengekniffenen Augen durch das Folienfenster. Eine schlanke Frau Anfang dreißig stand neben seinem Boot auf dem Kai und drückte eine Mappe an ihre Brust. Der böige Wind wehte ihr langes hellbraunes Haar um ihr Gesicht. Sie schob die Haare zurück und versuchte in die Kabine zu spähen. Da es an diesem grauen Tag - und wegen des Nebels, der aufgezogen war - hier drinnen ziemlich dunkel war, konnte sie vielleicht nicht sehen, dass er hier war. Er hatte also zwei Möglichkeiten: Er könnte sich im Schatten der Kabine verbergen und sie ignorieren. Oder er könnte sich selbst ein Geburtstagsgeschenk machen und sich ein paar Minuten mit einer attraktiven Frau unterhalten. Da ihn heute nur ein einsamer Abend erwartete, brauchte Steven nicht lange zu überlegen. Vorausgesetzt, diese Frau war nicht wegen irgendeiner lästigen Sache hier. Er legte die Karte weg, schob die Leinwand zurück und trat aufs Heck. Die Frau drückte die Mappe noch fester an sich und musterte ihn vorsichtig. Angesichts seines zerzausten Zustands nach einem ganzen Tag auf dem Wasser und des Dreitagebarts, der inzwischen einen dunklen Schatten auf sein Kinn und seine Wangen warf, war das verständlich. 'Kann ich etwas für Sie tun?' Da sie steif und fluchtbereit auf dem Kai stand, blieb er lieber stehen, wo er war. 'Steven Roark?' 'Schuldig.' 'Ich bin Holly Miller. Kann ich ein paar Minuten mit Ihnen sprechen?' 'Das kommt darauf an.' Leichte Falten traten auf ihre Stirn. 'Worauf?' 'Auf den Grund für Ihren Besuch. Ich bin nicht in der Stimmung, mir etwas andrehen zu lassen.' 'Ich will Ihnen nichts verkaufen.' 'Dann können wir reden.' So lange sie wollte, da er nichts Besseres zu tun hatte. Wie armselig, dass der Lichtblick seines Geburtstags ein Besuch von einer nervösen Frau war, die aussah, als könne sie es nicht erwarten, schnell wieder fortzukommen. Aber das war besser, als in eine leere Wohnung nach Hause zu gehen. 'Ähm.' Sie ließ ihren Blick über den Hafen schweifen. 'Könnten wir uns irgendwo hinsetzen? Dort hinten vielleicht?' Sie deutete hinter sich zu der halbmondförmigen Straße. Entlang des Gehwegs am Dockside Drive standen Bänke und Pflanztröge mit Blick auf die Felsen, die zum Wasser hinabführten. 'Ich muss hier noch ein paar Arbeiten erledigen. Kommen Sie doch einfach an Bord.' Holly Miller bedachte das Boot mit einem zweifelnden Blick. 'Ich habe keine guten Seemannsbeine.' 'Hier im Hafen ist das Wasser ganz ruhig.' Steven hielt ihr die Hand hin und trat näher auf sie zu, sorgsam darauf bedacht, nicht wie üblich die Dinge in die Hand zu nehmen. Ihre angespannte Haltung verriet, dass er sie damit vielleicht einschüchtern und verjagen würde. 'Ich helfe Ihnen aufs Deck und wir können uns dort drüben hinsetzen.' Er deutete zu den nicht überdachten Sitzen am Rand des Hecks. In der Leinwandkabine, die er für seine Chartertour heute aufgebaut hatte, wäre es wärmer - und windgeschützter -, aber trotz der Fenster war es sicherer, im Freien zu bleiben. Man konnte nicht vorsichtig genug sein. 'Okay.' Sie schluckte, nahm seine Hand und setzte zögernd einen Fuß aufs Seitendeck. Das Boot schaukelte unmerklich, als sie ihr Gewicht verlagerte. Sie keuchte und verstärkte ihren Griff um seine Hand. 'Ihnen passiert nichts. Ich halte Sie. Kommen Sie.' Sie befolgte seine Anweisungen, aber ihre Bewegungen waren ziemlich unbeholfen. Sobald sie mit beiden Beinen auf dem Deck stand, tastete sie nach der Bank und ließ sich ungelenk darauf nieder. So hübsch seine Besucherin auch war, schien sie, was anmutige Bewegungen betraf, ein Defizit zu haben. Die leichte Röte, die über ihre Wangen kroch, verriet, dass sie das wusste. Er setzte sich auf die andere Seite des Hecks und ließ viel Platz zwischen ihnen. 'Was führt Sie zu mir? Überschwängliche Begeisterung für Fischerboote ist offensichtlich nicht der Grund für Ihren Besuch.' Er zog einen Mundwinkel hoch. Holly Miller wirkte so verschlossen wie die Schwarzen Turbanschnecken, die an der Küste von Oregon überall an den Felsen klebten. Vielleicht würde ihr ein wenig Humor helfen, sich zu entspannen. Fehlanzeige. Ihre Lippen verzogen sich keinen Millimeter, während sie die Mappe auf ihren Schoß legte, einen Fussel von ihrer Jeans zupfte und den Reißverschluss an ihrer Windjacke so weit wie möglich zuzog. 'Kennen Sie die ehrenamtliche Hilfsorganisation Helfende Hände hier in der Stadt?' 'Ja.' 'Ich gehöre zu einer Arbeitsgruppe, die ein Galadinner mit Versteigerung vorbereitet, um Geld für eine neue Lebensschutz- initiative zu sammeln. Wir versuchen Sachspenden für die Versteigerung zu bekommen. Pastor Baker von der Grace-Chris- tianGemeinde hat erwähnt, dass Sie vielleicht zu einer Spende bereit wären. Das ist der Grund für meinen Besuch.' Steven unterdrückte nur mühsam ein Stöhnen. Das hatte er davon, dass er sich von Cindy hatte überreden lassen, bei der Lebensmittelsammlung einer Kirchengemeinde mitzuhelfen, zu der er nicht einmal gehörte! Und dann hatte ihn seine Schwägerin auch noch quer durch den Raum gezerrt, um ihn dem Pfarrer vorzustellen. Das stellte wieder einmal die Wahrheit des alten Sprichworts unter Beweis, dass keine gute Tat ungestraft bleibt. Aber noch schlimmer war, dass seine Besucherin von allen Anliegen, für die sie sich einsetzen könnte, ausgerechnet diese Initiative unterstützen musste! Als sich das Schweigen in die Länge zog, räusperte sie sich. 'Ich hatte, ähm, gehofft, dass Sie vielleicht bereit wären, einen Charterangelausflug zu ...