Beschreibung
1956 in der Londoner City, wo sich die Wege der politischen und wirtschaftlichen Elite kreuzen, und natürlich die Wege von deren Fußvolk: den Hinterbänklern und Gremienberatern, Journalisten und Verlegern, Rechtsanwälten, Sekretärinnen, Zimmerwirtinnen - ganz zu schweigen von den Ehefrauen, den Geliebten und den gegen Geld Liebenden. Es geht das Gerücht, dass das aufstrebende Wirtschaftsmagazin Strix einen neuen Eigentümer sucht. Holbrook, ehrgeiziger Anteilseigner einer kleinen Reklamedruckerei, sieht seine große Chance gekommen, denn Strix verspricht Rang und Einfluss auf höchster Ebene. Doch auch den gewieften Redakteur des Magazins, Somerset Lloyd-James, drängt es näher zur Macht. Um bald alle Fäden in der Hand zu halten, lotst er einen alten Schulfreund auf einen Sitz im Herausgebergremium. Doch ausgerechnet dieser aufrichtige und tüchtige Nachwuchspolitiker gerät auf dem hoffnungsfrohen Weg in die hohe Politik ins Stolpern.
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Autorenportrait
Simon Raven (1927-2001) besuchte als Spross einer Strumpffabrikantenfamilie die elitäre Charterhouse School, von der er 1945 wegen homosexueller Handlungen relegiert wurde. Unter seinen Mitschülern waren u. a. James Prior (später Minister im Kabinett von Margaret Thatcher) sowie der spätere Herausgeber der Times, William Rees-Mogg (dessen Sohn Jacob heute dem Kabinett von Boris Johnson angehört). Beide hat er in der Romanreihe Almosen fürs Vergessen literarisch verewigt. Nach seinem Militärdienst, den Raven als Offiziersanwärter in Indien ableistete, studierte er ab 1948 am Kings College in Cambridge Altphilologie. Er wurde Vater eines Sohnes und heiratete widerwillig. In finanzielle Schwierigkeiten geraten, trat er erneut in die Armee ein, wurde in Deutschland und in Kenia stationiert, quittierte den Dienst aber schließlich, um eine unehrenhafte Entlassung wegen Wettschulden abzuwenden. Fortan widmete er sich der Schriftstellerei und arbeitete als Literaturkritiker, bis ihn der Verleger Anthony Blond 1958 unter der Bedingung, mindestens 50 Meilen von Londons Vergnügungsstätten entfernt zu wohnen, unter Vertrag nahm ein Arrangement, das drei Jahrzehnte währen sollte. Ein ausschweifender Lebenswandel, kühne Meinungen, seine offen ausgelebte Bisexualität und die Tatsache, dass er das Material für seine Bücher aus dem unmittelbaren Freundeskreis gewann und mit freizügigen Sexszenen und scharfzüngigen Urteilen über die Gesellschaft kombinierte, verschafften ihm einen Ruf als Schandmaul unter den englischen Nachkriegsautoren. Zeitgenossen schmähten ihn als Verfasser des wohl schmutzigsten Cricketbuchs aller Zeiten, und sein Roman Fielding Gray verdiene eigentlich den Namen Brideshead Revilified. Zur gleichen Zeit wurde er von namhaften Kollegen wie etwa Anthony Powell nicht nur als Literaturkritiker, sondern auch als Literat geschätzt. Sein 10-bändiger Romanzyklus Alms for Oblivion (1964-1976) wird heute mit dem Werk von Lawrence Durrell, Graham Greene, Anthony Powell und Evelyn Waugh verglichen und Raven als einer der brillantesten Romanciers seiner Generation bewertet (Patrick Newley). Einem größeren Publikum bekannt geworden war Raven allerdings zunächst durch Arbeiten fürs Fernsehen, wie die Verfilmung von Trollopes The Pallisers (1974) und die Serie Edward and Mrs. Simpson (1978), sowie die Mitarbeit am Drehbuch für den James-Bond-Film Im Geheimdienst Ihrer Majestät (1969). Dem Vorwurf, ein Snob zu sein, begegnete er mit dem Hinweis, er schreibe für Leute, die sind wie ich: gebildet, weltgewandt und skeptisch.
Leseprobe
Was Holbrook anging, so kam ihm die Nachricht, dass Vanessa weiterhin ihren alten Gewohnheiten nachging, nur recht. Ganz abgesehen von dem beiläufigen Vergnügen, das ihm so vielleicht winkte, bot ihm das Ganze nun auch eine gute Möglichkeit, Donald von einer Hochzeit abzubringen, die sowohl ihm selbst als auch der Firma Schaden zufügen konnte. Sie wollen mir also, sagte Somerset Lloyd-James, kaum dass er den Raum betreten hatte, einen Vorschlag in Ihrem und Donalds Namen unterbreiten. Dürfte man fragen, warum Donald nicht auch hier ist? Er wollte nicht, dass Sie denken, er würde in irgendeiner Weise Nutzen aus Ihrer Freundschaft zu ziehen versuchen. Und dennoch will er seinen Namen in Verbindung mit dem Vorschlag genannt sehen? Nur höchst ungern. Die Idee kam eigentlich von mir. Damit ich Ruhe gebe, hat Donald gesagt, ich könne mir seiner Unterstützung sicher sein, falls ich es schaffen sollte, einen Kapitalbetrag aufzubringen, der nach seinem Ermessen jenseits meiner Möglichkeiten liegt. Aber Sie haben das Geld zusammenbekommen? Ja. Und jetzt ist Donald also überzeugt? Kaum, sagte Holbrook. Er wird alles ihm Mögliche tun, befürchte ich, um jegliche Verhandlungstätigkeit zu verhindern. Warum? Weil er träge ist. Er hat so gar keine Ziele. Und welches Ziel haben Sie nun für ihn? Eigentümer von Strix zu werden. Somerset zwinkerte missbilligend und rieb sich dann die Handflächen mit einem grauen, zerknüllten Taschentuch. Ich kann nicht verkaufen, was mir nicht gehört, sagte er schließlich.