Beschreibung
Wer sich auf die Gedichte von Dieter Krause einlässt, betritt doppelten Boden. Schon mit dem Eröffnungstext stellt sich das Gefühl ein, die dort tätigen Straßenarbeiter rissen das Erdreich nicht nur vor Ort auf, sondern bis Delphi. Es entsteht eine Ästhetik der Gleichzeitigkeit, in der Gegenwart und Vergangenheit aufgehoben sind. Die Gedichte machen erfahrbar, wie sehr unsere Existenz durchdrungen wird von unterschiedlichsten Schichten und Bedeutungsebenen. Dabei überwiegt ein erzählerischer Duktus, was den Autor zum Grenzgänger zwischen den Gattungen macht. In jeder Zeile ahnt man die stille Größe dieser Texte, in denen Dieter Krause virtuos mit Sprache umzugehen weiß und ihr dennoch skeptisch begegnet.
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Autorenportrait
Dieter Krause, geboren 1961 in Dresden, studierte Fernmeldetechnik in Leipzig. Erschienen sind von ihm, neben Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften sowie einem Hörstück, die Novelle "Desertieren oder der dreißigste Sinn" sowie drei Gedichtbände. Zuletzt: "Farbkammern Feldindex". Er lebt in Moritzburg bei Dresden.
Leseprobe
Knallharte Paradiese - Anmerkungen zu den Gedichten Dieter Krauses - . "Genau genommen sind wir Bäume", schreibt Krause und dichtet uns eine Existenz zu, die trotz scheinbarer Verwurzelung fragil wirkt. Das alles eignet bei Krause antiker Ausmaße, die Rückbezüge und Vergegenwärtigung antiker Stoffe wie Bewusstseinslagen finden sich allerorten. Sie verweisen auf unsere zivilisatorische Herkunft und bilden archaisch anmutende Muster, die fortwirken. Und zugleich stellen sie Digitalisate der Jetztzeit dar. Wir fremden uns ein und dienen uns an in diesem Universum. Er spricht von der "Verbindung Vorkindheit" und schafft damit eine zeitliche Distanz, nicht ohne ironischen Unterton. Und öfter begegnen wir in dieser Weise auch Texten, die als Rollengedichte zu verstehen sind. "Knallhartes Paradies" heißt es in einem der Unterwegs-Gedichte, doch beschränkt es sich nicht nur auf fernere Orte, auch hier, wo wir gut zu leben meinen, es zumindest so dargestellt wird, sind es letztendlich Existenzen voller Brüche, die uns begegnen. Und es ist ein Leben in Verhältnissen, in denen als sicher gehaltene gesellschaftliche Übereinkünfte in die Brüche zu gehen drohen. In einem geregelten Schwelbrand - Krause ist ein Beobachter der stillen alltäglichen Entgleisungen, es scheint fast gewöhnlich, was da im Leben passiert, doch vermittels der Sinn- und Akzentverschiebungen in den Texten bekommen diese Vorgänge Gewicht. Dieter Krause, Jahrgang 1961, begann mit 16 Jahren zu schreiben, zunächst probierte er sich in kürzeren Erzählungen und Gedichten. Gelegentlich erfuhr er dabei Förderung, zum Beispiel als Teilnehmer am Zentralen Poetenseminars in Schwerin, noch zu DDR-Zeiten, hat sich seine dichterischen Grundlagen aber im Wesentlichen als Autodidakt erarbeitet. Von daher rührt vielleicht das Interesse an den Werken von Autorinnen und Autoren, die keinen akademischen Hintergrund aufzuweisen haben. Er durchlief eine Facharbeiter-Ausbildung zum Nachrichtentechniker, schloss ein Ingenieursstudium an, war als Lehrausbilder und Bauleiter tätig, ehe er in den 90ern zu den Landesbühnen Sachsen wechselte, wo er bis heute als Beleuchter arbeitet. Mit einem ersten Text debütierte er 1989 im St. Benno Verlag Leipzig, 1993 folgte im Hellerau Verlag mit Landschaft träge und flink der erste Gedichtband des Autors. Außerdem publizierte Dieter Krause Gedichte im Jahrbuch der Lyrik und in der regelmäßig erscheinenden Anthologie Versnetze. Desweiteren schrieb er auch Hörstücke, Erzählungen und Novellen. Doch bestimmend für seine literarische Arbeit ist nach wie vor die Orientierung auf Dichtung. Mit großem Interesse folgt er den Entwicklungen in der polnischen Lyrik (Szymborska, Zagajewski, Zbigniew Herbert), sucht aber auch die Auseinandersetzung mit den Dichtungen und Schriften etwa von Benn, Achmatowa, Arno Schmidt oder Heiner Müller.