Beschreibung
Wer tötete die kleine Elisa? Die Hamburger Kripo hat schon viel erlebt. Doch dass jemand ein Mädchen am Heiligabend in der eigenen Wohnung mit einem Kopfkissen erstickt, ist ihr noch nie untergekommen. Und damit nicht genug: Die Verdächtigen sind Elisas Eltern, ihre Patentante und ihre Schwester. Bei den Ermittlungen sticht die Kripo in ein Wespennest - mit fatalen Folgen. Während des Corona-Epidemie 2020/21 analysierte der Literaturwissenschaftler Mike Powelz Agatha Christies Kriminalromane - und schrieb in ihrer Manier einen in Hamburg spielenden Krimi. In "Mord am Strandweg" beschreibt ein namenloser Ich-Erzähler - vielleicht ist es auch eine Ich-Erzählerin - die Auflösung einer kniffligen Mordserie, die an die "Queen of Crime" erinnert. Wie konnte der Mörder aus einem verschlossenen Zimmer entkommen? Wer der zehn Verdächtigen hat ein Kind auf dem Gewissen? Und welche Rolle spielt ein sündhaft teurer Ohrring?
Autorenportrait
Mike Powelz (* 9. September 1971 in Ahaus) ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Powelz studierte Germanistik, Publizistik und Kulturwissenschaft in Münster. Er absolvierte ein Verlagsvolontariat in der "Lindenstraße". Heute schreibt er als Chefreporter für mehrere Zeitschriften. Sein Nr.1Bestseller "Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder" (2013) wurde von "Amazon Publishing" verlegt, als Hörbuch vertont und ins Englische und Spanische ("Terminal") übersetzt. Für Deutschlands ersten "CoronaKrimi" "Perfect Finish. Die Einbalsamiererin" (2020) blickte er hinter die Kulissen der Bestatter, absolvierte ein Praktikum bei einer Bestattermeisterin und erlernte das Handwerk der Einbalsamierer. Der Autor lebt in Hamburg.
Leseprobe
eseprobe: Zugegeben, ich bin einsam. Niemand ruft mich an, jeder übersieht mich und alle haben mich vergessen. Nur mein Hündchen - ein Dackel namens Günther - freut sich, wenn ich ihn morgens begrüße. Nach Günthers Gassigang und der ersten Tasse Kaffee greife ich nach meinem Feldstecher, nehme auf meinem Hocker Platz, ziehe die Vorhänge beiseite und beginne mit dem täglichen Ausspionieren meiner Nachbarn. Bis 12.55 Uhr bin ich pausenlos im Einsatz. Um 13.00 Uhr bringt der Portier mein Mittagessen, danach geht's noch mal mit Günther nach draußen - und anschließend beginnt meine "Spätschicht". Ja, dank meines unermüdlichen Eifers und meiner grenzenlosen Neugier weiß ich alles über meine Nachbarn, während sie mich nicht mal kennen. Ich weiß, dass die Architektin im 3. Stock jedes Jahr am Hafengeburtstag mit demselben Kerl fremdgeht. Ich weiß, dass die Greisin im Erdgeschoss bereits dreimal bei Supermarktdiebstählen erwischt wurde. Ich weiß, dass der Journalist im 8. Stock nach seinem Schlaganfall impotent ist. Ich weiß, wer seine Frau schlägt. Ich sehe, wer sich aus dem Weg geht. Ich weiß, wer ein Messie ist. Ich protokolliere, wer nachts nach Hause schwankt. Ich weiß, wer momentan verreist ist. Ich notiere Uhrzeiten, Abwesenheiten, Streitgespräche, Besuche, heimliche Küsse und Liebesschwüre sowie den täglichen Rundgang des Postboten. Außerdem und das mögen Sie mir verzeihen fotografiere ich heimlich Besucher und Lieferanten, belausche Klatsch im Treppenhaus, öffne fremde Briefe und schnüffle täglich einmal im Müllraum. Denn dieser Ort ist die beste Fundgrube für Geheimnisse. Im Papiercontainer fische ich nach zerrissenen Zetteln, die ich anschließend mit Engelsgeduld zu vertraulichen Arztberichten, Steuererklärungen oder Rechnungen zusammenpuzzele. Entsorgte Fotoalben studiere ich mit dem wachen Blick einer Amsel. Und kaputten Computern widme ich so viel Zeit, bis die Festplatten wieder intakt sind und ich alle Dateien rekonstruieren kann. Wo ich meine Beute aufbewahre? Sie werden lachen: in Hunderten Ordnern von A bis Z und abschließbaren Aktenschränken. Wer braucht schon eine Bibliothek, wenn er stattdessen ein Archiv voller spannender Schätze haben kann? Schätze, die ihren Wert erst dann zeigen, wenn man einen Gefallen braucht. Als das Mädchen von gegenüber ermordet wurde, brauchte ich einen solchen Gefallen.