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Tagebuch eines frischvermählten Dichters

Erschienen am 25.11.2017
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783941524972
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format (T/L/B): 2 x 22 x 14.6 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Im Jahr 1916 unternahm Juan Ramón Jiménez eine Schiffsreise von Cádiz nach New York, um dort Zenobia Camprubí zu heiraten, mit der er seit drei Jahren liiert war. Zenobia würde man heute als "starke Frau" bezeichnen - in Spanien wird sie seit langem von Feministinnen auf den Schild gehoben. Gebildet und unternehmungsfreudig, war sie gleichzeitig eine Stütze ihres Mannes, dessen literarische Interessen sie teilte. In seinem lyrischen Tagebuch erzählt Juan Ramón Jíménez von seiner langen Reise, vom späten Ausgang aus der Welt seiner andalusischen Kindheit, von den in der Neuen Welt empfangenen Eindrücken, von Sehnsucht und Vereinigung. Drei Motivstränge - Meer, Liebe und Amerika - werden in diesem Buch kunstvoll miteinander verflochten. Neben impressionistisch beschreibenden Stücken und elementaren, dabei oft ambivalenten Gedichten, die auf Jiménez' spätere poesía pura vorausweisen, findet man auch satirische Texte, die die amerikanische Gesellschaft aufs Korn nehmen. Das Tagebuch eines frischvermählten Dichters zeugt nicht zuletzt von der Neugier, die europäische Literaten den in rasantem Aufschwung begriffenen USA entgegebrachten. Es ist ein unmittelbarer Vorläufer von García Lorcas Dichter in New York.

Autorenportrait

Juan Ramón Jiménez gilt als einer der bedeutendsten Lyriker spanischer Sprache. 1881 in dem andalusischen Städtchen Moguer geboren, von hoher Sensibilität und fragiler Gesundheit, lebte er in jungen Jahren in französischen und spanischen Sanatorien, ehe er ins Elternhaus zurückkehrte. Dort entstand Platero und ich, ein Buch über die Abenteuer eines Esels und eines Jungen, das bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen beliebt ist. Nach der Heirat mit Zenobia in New York ließ sich das Paar in Madrid nieder. 1936, während des Bürgerkriegs, verließ er zusammen mit seiner Frau das Land, um sich in den USA und später in Puerto Rico niederzulassen, wo er 1958 starb. Zwei Jahre zuvor hatte er den Nobelpreis für Literatur erhalten.

Leseprobe

MEER Es scheint, Meer, daß du kämpfst endloses Chaos, unaufhörlich Eisen! , um dich zu finden, oder daß ich dich fände! O gewaltiges Dich-Zeigen in deiner Nacktheit allein ohne Gefährtin. ohne Gefährten je nach dem, ob du mir Meer bist oder See -, das vollständige Schauspiel unserer heutigen Welt erschaffend! Du bist wie gebärend, gibst dich ans Licht - mit welcher Mühe! -, gibst dich dir selbst, einziges Meer!, gebärst dich, dich allein in der selben einzigen Fülle der Vollkommenheiten, um dich zu finden oder. daß ich dich fände!