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Die Kunst stirbt

Vergessene Bücher 1

Erschienen am 22.02.2019, 1. Auflage 2019
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783940800978
Sprache: Deutsch
Umfang: 104 S.
Format (T/L/B): 0.6 x 19 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Fast möchte man glauben, dass Andy Warhol dieses Büchlein von Victor Auburtin nicht nur nicht gelesen, sondern es als Blaupause für sein künstlerisches Schaffen benutzt hat. Die Rezession der Kunst, die sich speist aus dem Geist der Konservenbüchse, sah Auburtin hellsichtig voraus - und Warhol machte sich fünfzig Jahre später ans Werk und schuf inspiriert durch prall gefüllte Supermarktregale all den Schabernack, den Auburtin bereits 1911 unabwendbar hat kommen sehen. Und er behielt dank Warhol und Spießgesellen recht, konnte allerdings nicht ahnen, dass sich die Kunst möglicherweise rächen würde. Denn das, was heutzutage der global aufgestellte Kunstmarkt alles so präsentiert, firmiert unter der Rigide ausgebuffter Marketingstrategien als vorsätzliche Verblödung. Wir wollen hier keine Namen nennen, verweisen aber auf den Film "Loft" auf dem Jahre 1985, allwo die Bilder von den Wänden steigen und ihre unterbelichteten, wenngleich eben auch bösartige Betrachter hinmorden. Noch ärger trifft es in einem Netflixfilm all die Leute, die mit Kunst nichts weiter als ihre Eitelkeit, Überdruss und Geldbeutel aufpeppen wollen. In "Die Kunst des toten Mannes" werden Kunstkritiker, Galeristen und sonstiges überkandideltes Personal zuerst karikiert und dann äußerst effektvoll und mit viel Liebe zu Detail und Horror zu Tode gebracht. Auburtin schreibt: Die Kunst hat nichts mit irgendwelcher Volksbeglückung zu tun und überläßt es den Klistieren, die seelischen Beschwerden der Plebs zu lindern. Sie ist stolz und einsam auf dem Kulm ihres Berges. Kommt ein Geschlecht auf, das nichts von ihr wissen will, das für Verkehrsfragen mehr Interesse bekundet als für den Schritt der Terzinen, so geht sie fort.

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Autorenportrait

Victor Auburtins heroischer Abgesang auf die Kunst ist nicht zuletzt wegen des großartigen Stils ein Lesevergnügen, aber es ist eben auch ein Bildungserlebnis und eine in seiner Argumentation durchaus schlüssige Bestandsaufnahme, was mit dem Niedergang der klassischen Ideale für einen Schöngeist und Connaisseur wie Auburtin alles so verlorenen gegangen ist. Da ist nichts herumzudeuteln oder zu ändern. Pleps und Kretin übernehmen den Laden: "Wir, die wir die Kunst fühlen, wir gehören einer absterbenden Spezies an, einer schwächlichen Spezies, die nach dem Gesetz der Selektion ausgemerzt wird, die dem Stärkeren, also Rohen, und dem Passenden, also Gemeinen, Platz zu machen verurteilt ist. Ich erschauere vor der elektrischen Größe der kommenden Generation, und ich verwerfe sie noch aus der Eierkiste heraus, in die man mich genagelt haben wird. Sollen wir verzweifeln? Nein; wir werden leben ohne Kunst; es gibt Größeres."