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Der Kessel der Götter

Handbuch der keltischen Magick

Erschienen am 25.06.2018
35,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783939459286
Sprache: Deutsch
Umfang: 616 S.
Format (T/L/B): 5.8 x 24.7 x 17.8 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Der Kessel der Götter ist die bisher umfangreichste und praktischste Einführung in die Welt der keltischen Magie. In gewohnt lebendiger Weise führt der Autor die LeserInnen auf einer Reise von den Hügelbauern und gefährlichen Toten der Hallstatt-Zeit über die Götter, Heiligtümer, Druiden und ZauberInnen der La Tène-Periode zum mittelalterlichen Barden- und Sehertum der Inselkelten. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Anwendung der oft nur fragmentär nachweisbaren Riten und Trancepraktiken. In zahlreichen praktischen Übungen und Meditationen lernt der Leser, einen eigenen Weg in die Welt der frühzeitlichen heidnischen Religionen zu finden. Wer makabres Totenbrauchtum, Reisen in die Anderswelten, Besessenheitstrancen, die persönliche Muse und die Wiedergeburtsriten der Kultkessel erleben will, ist mit diesem Werk bestens bedient. Der Kessel der Götter bietet neben viel vor- und frühgeschichtlicher Archäologie und neuesten textkritischen Untersuchungen der inselkeltischen Mythen auch die erste zeitgemäße Übersetzung der mystischen Lieder des britischen Barden Taliesin. Hinzu kommt eine gründliche Einführung in die altirische Ogham Schrift, die mittelalterlichen Baum- und Pflanzenzauberei und die Wahrsagungs- und Visionspraktiken der Barden und Seher. Die deutsche Ausgabe wurde vom Autor komplett überarbeitet und um 80 Seiten erweitert. Über 300 Abbildungen illustrieren den vielschichtigen Text und bieten Anregung für neue Einsichten und Erfahrungen.

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Edition Roter Drache
Holger Kliemannel
edition@roterdrache.org
Am Hügel 7
DE 59872 Meschede

Leseprobe

Die Übersetzung dieses Buches wurde von Rasputinka gemacht. Vor einigen Jahren überraschte sie meinen Freund Volkert mit der Nachricht, sie hätte aus purer Begeisterung eine komplette Übersetzung verfasst. Was eine gute Medita-tion ist. Denn dass, was man sorgsam übersetzt, liest man auch wirklich ganz genau. Du liest, was da ist und bemerkst was fehlt. Und beobachtest dich selbst bei der Wahrnehmung. Und verstehst viel intensiver, als wenn du schnell und schlampig drüberfliegt. Denn manche Texte sollten gut bedacht werden. Und als der Verlag Edition Roter Drache die deutschen Rechte erwarb, stand diese Übersetzung erfreulicherweise schon zur Verfügung. Um bei den Gedichten eine größtmögliche Genauigkeit zu erzielen, habe ich die Übersetzung aller Lieder und Gedichte selbst verfasst. Ich habe mich, was die Four Ancient Books of Wales angeht, zunächst an die von William Skene editier-te Version gehalten. Diese vier Manuskripte gehören zum wichtigsten Material über die mittelalterlichen britischen Barden und ihr erstaunliches Weltbild. Eigentlich kommen die Lieder nur teilweise aus Wales, viele von ihnen stammen aus dem heutigen Nordengland und den Gebieten um das südliche Schottland, wo das ursprüngliche Königreich Rheged vermutet wird. Hier sang der erste (bekannte) Taliesin für Urien, hier kämpften die Briten gegen Pikten und Gälen. Und von hier wurden sie ins schöne, aber arme und gebirgige Wales verdrängt, wo ihre Lieder dank viel Glück aufgezeich-net und bewahrt blieben. Die Four Ancient Books und das Mabinogion (mittlerweile auch teilweise in deutscher Spra-che erhältlich) sind unsere wichtigsten Quellen zum britischen Keltentum nach der römischen Besetzung. Da du ja gerne schwierige Sachen liest, möchte ich zunächst erklären, was es mit dieser Übersetzung auf sich hat. Im deutschen Sprachraum sind die Liefer und Texte der inselkeltischen Barden vernachlässigt worden. In England wurde vor mehr als 150 Jahren die Geschichten aus dem Roten Buch von Hergest (verfasst um ca. 1300) veröffentlicht. Lady Charlotte Guest besorgte die Übersetzung und brachte elf Legenden unter dem Titel Mabinogion heraus. Genau ge-nommen werden nur die ersten vier dieser Geschichten als Mabinogi bezeichnet. Wie auch immer, sie landete mit ihrer Publikation einen Bestseller, der auf die Romantiker des Celtic Twilights enormen Einfluss hatte. Bei uns sind erst vor wenigen Jahren die ersten vier Geschichten des Mabinogions in deutscher Sprache erscheinen. Zum Glück in einer qualitativ hochwertigen Übersetzung von Bernhard Maier, die ich jedem Leser dringend empfehlen möchte. Die Lieder der britischen Barden sind in den letzten Jahrhunderten etliche Male von der kymrischen in die englische Sprache übertragen worden. Dabei stand bedauerlicherweise meist die persönliche Vorliebe der Übersetzer im Vorder-grund. Die Kooperation von Owen Pughe, Owen Jones und Edward Williams (1801) litt unter stark romantischen und nationalistischen Interessen. Edward Williams, besser bekannt als Iolo Morgannwg, war vor allem an der Etablierung seines neo-druidischen Ordens interessiert. Iolo sammelte zahlreiche alte Manuskripte und übersetzte wie es ihm passte. Was er nicht in den Quellen finden konnte fälschte oder erfand er. Wobei er reichlich Opiumtinktur konsumierte und erstaunliche Kreativität bewies. Das Ergebnis war eine uralte neuerfundene bardisch-druidische Tradition die sich un-gebrochen von der Megalithzeit bis ins 18. Jahrhundert fortsetzte. Und noch heute in Stonehenge zelebriert wird. Edward Davies Mythology of the British Druids, 1809, und Algernon Herberts Werke Britannia after the Romans (1836) und The Neo-Druidic Heresy (1838) waren einflussreiche Werke, die mit Hilfe heftigster Übersetzungsfehler eine heidnisch-druidische Tradition in der britischen Bardenpoesie nachwiesen. Auf diese Autoren geht auch die Theo-rie zurück, die Druiden hätten das britischen Christentum geprägt. Was dann zu den bekannten Konflikten zwischen der keltischen und der römischen Kirche geführt hätte. Sie waren der Ansicht, die Druiden, welche in den Handschriften flüchtig erwähnt werden, wären direkte Nachfolger jenen Druiden, die zur römischen Besatzungszeit in Gallien die herrschende Klasse ausmachten. Dabei ignorierten sie, dass die gallischen Druiden nicht mit den britischen und irischen Druiden identisch waren, und dass das Wort Druide in vielen mittelalterlichen Texten einfach Zauberer, Hexer oder Wahrsager bedeutet. Was nicht ganz das selbe ist wie ein Angehöriger einer vorchristlichen Priester-, Gelehrter- und Juristenklasse. Vor allem wollten sie beweisen, dass auch die britischen Barden einen Korpus an uralten heiligen Überlieferungen hinterlassen hätten, der dem schottischen Ossian gleichwertig wäre. Nun, Ossian war damals europa-weit ein Bestseller (sogar Goethe und Napoleon waren davon begeistert). Heute ist das Werk als eine typisch romanti-sche Fälschung in Vergessenheit geraten. Auf die druidische Begeisterung folgte dann eine starke Ernüchterung. Verschiedene Forscher gingen daran, die (möglicherweise) heidnisch-keltischen Elemente aus den Texten zu tilgen, und bewiesen schlüssig, dass der Großteil der britischen Gedichte auf die mittelalterlichen Gogynfeirdd Barden zurückging, von denen einige ihre Lieder mit älteren Bruchstücken schmückten. Und wieder wurde hoffnungslos übertrieben. Wo die Vorgängergeneration die Lie-der, wenn möglich, ins vorchristliche Heidentum verlegte, datierte Thomas Stephens The Literature of the Kymry (1849) und D.W. Nash The Bards and Druids of Britain (1858) das Material, wann immer möglich, zwischen dem elf-ten und vierzehnten Jahrhundert. Leider lieferten auch sie Übersetzungen, die bestenfalls als einseitig gelten dürfen. Heidnisches Gedankengut oder Hinweise auf die ältere Geschichte wurden prinzipiell nicht für möglich gehalten oder gleich umgedeutet. Nashs Übersetzung erfreut sich, dank ihrer Verwendung durch Robert Graves in seinem Bestseller Die weiße Göttin (1948), immer noch größter Beliebtheit. Diese Version der bardischen Gesänge dürfte zur Zeit im deutschen Sprachbereich am bekanntesten sein. Sie hatte großen Einfluss auf die Matriarchatsforschung und auf die Glaubenswelt des modernen Wicca. Zahllose begeisterte Heiden hielten Graves extrem schlampig recherchiertes Werk für eine glaubwürdige Geschichtsstudie. Wobei man Nash nicht vorwerfen kann, was Graves aus seinen Übersetzungen gemacht hat. Denn wo Nash bemüht war, die bardischen Lieder zu entmystifizieren, hat Graves ganz einfach seine persönlichen und reichlich durchgeknallten Visionen der griechischen und vorderasiatischen Mythologie in sie hineinin-terpretiert. Die Mischung verkauft sich immer noch. Wobei wir zu Skenes The Four Ancient Books of Wales (1868) kommen. Die von ihm editierten Gedichte wurden von namhaften Philologen erstellt. Reverend Silas Evans aus Llanymawddy übersetzte das Schwarze Buch von Carmarthen, das Buch von Aneurin und das rote Buch von Hergest. Reverend Robert Williams aus Rhydycroesau übernahm das wesentlich schwierigere Buch von Taliesin. Ihre Arbeiten wurden mit einer neuen Abschrift der Originaldokumente von Skene bearbeitet und veröffentlicht. Das Ergebnis war die erste wissenschafliche Übersetung des bardischen Liedergu-tes. Für ihre Zeit eine einzigartige Leistung. Ich habe bei der deutschen Übersetzung der Lieder die Skene Version als Grundlage genommen. Aber auch diese weist zahlreiche Schwachpunkte auf. Die Sprachforschung hat mittlerweile viele Fortschritte gemacht. Und auch das Englisch von 1868 ist reichlich altmodisch. Dennoch haben sich bis heute nur wenige Philologen bemüht, eine so umfassende Übersetzung der kymrischen Poesie zu wagen. Es gibt neuere, verlässli-che Übersetzungen von Teilen vom Schwarzen Buch von Carmarthen, vom Roten Buch von Hergest, vom Aneirin und von einer Reihe von Taliesin Liedern. 2007 sind endlich die späteren, mystischen Taliesin Lieder von Marged Haycock auf hohem wissenschaftlichen Niveau neu übersetzt...