Beschreibung
Das Gesicht des Kriegs von heute - eine hautnahe Dokumentation Als Korrespondent der "Vanity Fair" lebte Sebastian Junger über einen Zeitraum von insgesamt 15 Monaten zusammen mit einer Einheit von US-Soldaten im Korengal-Tal in Afghanistan, einem erbittert umkämpften Gebiet nahe der Grenze zu Pakistan. Die Angst. Das Töten. Die Liebe. Dies sind die drei Gewalten, die der Reporter erlebte, während er zusammen mit einer Gruppe junger Menschen den Alltag in einem hoch gefährdeten Außenposten zu meistern versuchte - einer umzäunten Ansammlung spärlich geschützter Bretterbuden auf einer einsamen, unwirtlichen Anhöhe im Nirgendwo. Die Angst, den nächsten Angriff, die nächste Patrouille, die nächste Nacht nicht zu überleben. Die Gewissheit, getötete Freunde, Zivilisten und Feinde sehen zu müssen, bevor die Dienstzeit im Krieg zu Ende geht und die Rückkehr in die Zivilisation verarbeitet werden will. Die Kraft, die daraus erwächst, bei jedem Schritt und jedem Handgriff Verantwortung für das Leben der anderen zu tragen. Sebastian Junger macht deutlich, dass er nicht an Abstraktionen wie Religion, Politik oder militärischer Strategie interessiert ist, sondern daran, wie das Gesicht des Kriegs von heute aussieht. Als einer der angesehensten Journalisten und meistverkauften Buchautoren beweist Junger, dass er weit über die Grenzen dessen geht, was als "embedded" gilt. Nur zwei Dinge durfte er nicht tun: zurückschießen und im Weg stehen. Was 'War' über Ort und Zeit dabei so erhaben macht, sind Jungers Ausführungen über die physischen und psychischen Extreme eines Lebens unter Beschuss und über die Gedanken und Gefühle der Soldaten. Ausgeliefert, unvorbereitet, einsam. Abhängig von der Geistesgegenwart des Nebenmanns, allein mit den traumatisierenden Erfahrungen, ohne Perspektive auf ein normales Leben nach dem Einsatz. Ein brillanter, eindringlicher und persönlicher Mitschnitt aus dem Krieg im 21. Jahrhundert.
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Leseprobe
ANMERKUNG DES AUTORS Diesem Buch liegen fünf Besuche zugrunde, die mich zwischen Juni 2007 und Juni 2008 ins Korengal-Tal im östlichen Afghanistan führten. Als 'eingebetteter' Reporter war ich, was Kost, Unterkunft, Sicherheit und Transport betraf, hundertprozentig vom US-Militär abhängig. Abgesehen davon bin ich niemals - weder direkt noch indirekt - aufgefordert worden, meine Berichte in irgendeiner Weise zu korrigieren oder meine Notizbücher und Kameras inspizieren zu lassen. Ich arbeitete mit dem Fotojournalisten Tim Hetherington zusammen, der ebenfalls fünf Reisen ins Korengal unternahm, teils mit mir, teils auch allein. Unsere längsten Besuche dauerten einen Monat. Tim und ich drehten Videomaterial von ungefähr hundertfünfzig Stunden Länge. Das Material wurde gekürzt von ABC News gesendet und schließlich zur Grundlage eines abendfüllenden Dokumentarfilms, den Tim und ich produzierten und inszenierten. Sein Titel lautet Restrepo. Viele Szenen in diesem Buch wurden auch auf Video festgehalten, und wann immer es möglich war, habe ich das Material benutzt, um die Korrektheit meiner Berichterstattung zu überprüfen. Dialoge oder Zitate, die in doppelter Anführung wiedergegeben sind ('^'), wurden direkt mit der Kamera aufgezeichnet oder in mein Notizbuch eingetragen, während die Person sprach beziehungsweise kurz darauf. Dialoge, an die sich jemand später erinnerte, habe ich durch einfache Anführung gekennzeichnet (>^<). Einzelne Szenen, bei denen ich nicht anwesend war, wurden aus Interviews und Videomaterial vollständig rekonstruiert.Viele Szenen in diesem Buch sind privater Natur, und ich habe diese Abschnitte mit den beteiligten Männern abgeklärt, um sicherzustellen, dass sie mit dem, was ich geschrieben habe, leben können. Ich habe einen unabhängigen Faktenkontrolleur beschäftigt, mit dessen Hilfe ich mich der unvermeidlichen Irrtümer journalistischer Arbeit erwehren wollte, und eine Bibliografie der zurate gezogenen Quellen findet sich am Ende des Buchs. In manchen Fällen habe ich Zitate aus Interviews und Texten gekürzt, um den Leser zu schonen. Buch eins ANGST 'Unter Feigheit verstehe ich nicht Angst. Feigheit ist ein Etikett, das wir uns für die Handlungen eines Mannes vorbehalten. Was ihm durch den Kopf geht, ist seine eigene Angelegenheit.' Lord Moran, The Anatomy of Courage NEW YORK CITY - Ein Jahr später O'Byrne steht an der Ecke 9'h und 36'h Street. Er hält zwei Kaffeebecher in den Händen und hat die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf gezogen. Es ist sechs Uhr morgens und sehr kalt. Seit unserer letzten Begegnung hat er zwanzig Pfund zugelegt, und er könnte ein Arbeiter sein, der darauf wartet, dass sich die Tore zum Baugrundstück auf der anderen Straßenseite öffnen. Jetzt, da er nicht mehr in der Army ist, soll ich ihn Brendan nennen, aber das ist mir so gut wie unmöglich. Wir schütteln uns die Hand, er reicht mir einen der Kaffeebecher, und wir gehen meinen Wagen holen. Die Verletzung auf seiner Stirn ist fast verheilt, aber ich kann noch erkennen, wo die klaffende Wunde genäht worden ist. Einer seiner Vorderzähne ist abgebrochen und sieht aus wie ein Fangzahn. Er musste eine harte Zeit durchmachen, als er nach Italien zurückkam; in mancher Beziehung war es für ihn dort gefährlicher als im Kampfeinsatz. O'Byrne war bei der Battle Company im Korengal-Tal im Einsatz gewesen, einem schmalen Einschnitt im Vorland des Hindukusch im Osten Afghanistans, der zum Schauplatz außerordentlich brutaler Kampfhandlungen wurde. Er war nur einer von dreißig Soldaten, schien aber ein besonderes Talent zu besitzen, Dinge in Worte zu fassen, über die niemand sonst so recht reden mochte. Ich hatte in ihm allmählich einen Stellvertreter des gesamten Platoons gesehen, jemanden, der mir das Verständnis für eine Gruppe von Männern vermittelte, die sich meiner Meinung nach kaum selbst ganz verstanden. Ein Tal weiter nördlich hatten zwei Platoons der Chosen Company bei ihrem Einsatz eine Verlustrate von ungefähr achtzi Leseprobe