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Die ganze Welt im Sinn

Wie der blinde James Holman zum größten Reisenden der Geschichte wurde

Erschienen am 16.03.2009
21,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783896673725
Sprache: Deutsch
Umfang: 496 S.
Format (T/L/B): 4.5 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

"Eine faszinierende und inspirierende Geschichte, wie man die Welt entdecken kann, wenn einem das Sehen vergeht!" Ilija Trojanow "Lebensbejahend, voller Staunen, Spannung und Humor. Eine der besten Biografien, die ich je gelesen habe." Dave Eggers "Roberts beleuchtet einen der bewundernswertesten Menschen, die je gelebt haben. Eine brillante Biografie." The Guardian

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Autorenportrait

Jason Roberts ist als Journalist, Literaturkritiker und Gastdozent u. a. an der Stanford University tätig. 2005 erhielt er den in diesem Jahr von Michael Chabon ins Leben gerufenen Van Zorn Prize, der an junge Schriftsteller vergeben wird. Er lebt mit sei

Leseprobe

DIE WELT UND IHRE VIELFÄLTIGEN FREUDEN Sämtliche Fakten, Beschreibungen, selbst die Dialoge auf diesen Seiten sind ausnahmslos den historischen Aufzeichnungen entnommen. Die Geschichte mag an manchen Stellen unwahrscheinlich anmuten, aber sie ist wahr. Bis zur Erfindung der Verbrennungsmaschine war der am weitesten gereiste Mann der Geschichte zugleich derjenige, dem man dies am wenigsten zugetraut hätte. In mancher Hinsicht war James Holman, Jahrgang 1786, der Inbegriff des Weltentdeckers: eine kühne Mischung aus Disziplin, Wagemut und Kompetenz, Knight of Windsor, Mitglied der Royal Society und Erfolgsautor. Was man darüber beinahe vergessen konnte: Er war zeitweilig gelähmt und dauerhaft erblindet. Er reiste allein. Er bereiste ein fremdes Land nach dem anderen, ohne ein einziges Wort der dortigen Sprache zu kennen. Er hatte so wenig Geld, dass er nach Art der Einheimischen reisen musste, in Postkutschen, auf Bauernwagen, zu Pferde und zu Fuß. Trotzdem "hat er den Erdball ausgiebiger bereist als jeder andere Reisende vor ihm", wie ein Journalist seiner Zeit es ausdrückte, "und seine Gegenden dabei so gründlich erkundet wie die intelligentesten und klarsichtigsten seiner Vorgänger, vielleicht sogar gründlicher." Zu einer Zeit, als man Blinde gemeinhin noch in Anstalten verwahrte, studierte Holman in Edinburgh Medizin, kämpfte in Afrika (wo der Holman River nach ihm benannt wurde) gegen den Sklavenhandel, machte in Ceylon Jagd auf böswillige Elefantenbullen und überlebte eine eisige Gefangenschaft in Sibirien. In Äquatorialguinea half er, das Rätsel der dortigen Eingeborenensprache zu lösen und verhinderte ganz nebenbei ein Blutvergießen. Charles Darwin zitiert ihn in Die Fahrt der Beagle als Experten für die Fauna des Indischen Ozeans. Sir Richard Francis Burton (der jahrelang auf Holmans Spuren gereist ist) zollt dem Mann und seinem Ruhm Tribut, indem er in seinen Erläuterungen zu Tausendundeine Nacht von ihm als dem Blinden Reisenden spricht. Man pries James Holman zu Recht als "eines der größten Wunder der Welt, die er mit so viel Klugheit erkundete". Aber so erstaunlich seine Leistung war, so erstaunlich ist es, wie schnell er wieder vergessen wurde. Seine Vereinnahmung durch die Öffentlichkeit, von Sensationslust stärker angetrieben als von ehrlicher Wertschätzung, sollte nicht von Dauer sein. Kritiker verwarfen seine literarischen und wissenschaftlichen Ambitionen als "Ungereimtheiten an der Grenze zur Absurdität". Ein erbitterter Gegner, auch er ein Berufsabenteurer, dessen Expedition vor Holmans verblasste, sprach ein Verdikt aus, das sich in der öffentlichen Wahrnehmung festsetzte: Seine Blindheit ließ echte Einsichten nicht zu. Er mochte in Sansibar gewesen sein, aber wie konnte ein blinder Reisender behaupten, Sansibar zu kennen? Zwar selten angezweifelt (seine Fakten waren aus erster Hand exakt und unwiderlegbar) wurde er doch zunehmend ignoriert. Die Bewunderung verblasste, gerann zu Spott, aber das focht Holman nicht an. Verarmt, immer schäbiger anzusehen und nach wie vor bei schwacher Gesundheit, setzte er seine Alleinreisen fort, auch als seine Werke nicht wieder aufgelegt wurden und seine neuen Arbeiten unveröffentlicht blieben. Die wenigen unerschütterlichen Bewunderer hörten nichts mehr von ihm und mussten vermuten, dass er in einem fernen Winkel der Erde vom Tod ereilt worden war. Sein wirkliches Ende kam plötzlich, in einer skandalträchtig unpassenden Ecke Londons und riss ihn aus seiner leidenschaftlichen Arbeit ebenso heraus wie aus den Planungen für weitere Reisen. Holman träumte davon, dass spätere Generationen sein Lebenswerk zu würdigen wüssten, doch die bekamen gar nicht erst die Gelegenheit. Seine reichhaltige Sammlung von Artefakten wurde in alle Winde verstreut und weggeworfen, seine Manuskripte wurden zerstört oder gingen verloren. Wenn ihm überhaupt so etwas wie ein Denkmal gesetzt wurde, dann in Form einer kurzen biografischen Skizze in der Encyclopedia Britannica, ein Eintrag, d Leseprobe