Beschreibung
InhaltsangabeGeleitwort - 7 / Vorwort - 8 Einleitung 10 / Prolog 14 1 Zwischen Assimilation und Ausgrenzung: Jüdisches Leben im Amt Ferndorf bis 1918 - 15 2 Antisemitismus in der Weimarer Republik und Aufstieg des Nationalsozialismus - 65 3 NSMachtergreifung und lokale 'Volksgemeinschaft': Anpassung und Verstrickung 93 4 Diskriminierung, Enteignung und Deportation der Juden im Amt Ferndorf - 129 Resümee und Ausblick - 182 Anmerkungen 200 / Literatur 217 / Abbildungen 219 / Quellen 220 / Personenregister 222 Stammtafel der Familie Moses-Meier-Rosenhelm - Beilage
Produktsicherheitsverordnung
Hersteller:
Verlag für Regionalgeschichte UG
Dr. Dirk Paßmann
buchverlag@regionalgeschichte.de
Soester Straße 13
DE 48155 Münste
Autorenportrait
Dieter Pfau, M.A. Geboren 1960 in Siegen. Gelernter Schriftsetzer. Studium: Geschichtswissenschaft, Soziologie und Politikwissenschaft in Siegen. Freiberuflicher Historiker. Veröffentlichungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, der Volkbanken und des Nationalsozialismus in der Region Siegen-Wittgenstein-Olpe. Bücher im Verlag für Regionalgeschichte: Christenkreuz und Hakenkreuz. Siegen und das Siegerland am Vorabend des 'Dritten Reiches', 2000, 2. Auflage 2001 Kriegsende 1945 in Siegen. Dokumentation der Ausstellung 2005, 2005 Kriegsende 1945 in Siegen. DVD zur Ausstellung 2005, 2006 Zeitspuren in Siegerland und Wittgenstein. Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2009 Zur Geschichte der Juden im Amt Ferndorf (1797-1943). 'Den Juden ist aber hier kein Leid zugefügt worden', 2012 http://zeitspuren-siwi.de/autor.php
Leseprobe
Die Stadt Kreuztal stellt sich ihrer Geschichte. Mit der Beauftragung von Dieter Pfau, die jüdische Geschichte Kreuztals bzw. ihrer Vorgängergemeinden schreiben zu lassen, gibt sie einem Historiker den Auftrag, von der Niederlassung einer kleinen Minderheit bis hin zu ihrer Vertreibung bzw. Ermordung zu recherchieren. Es ist erstaunlich, wie viele neue Quellen Dieter Pfau zum Thema gefunden hat. Die Zahl der jüdischen Familien im ehemaligen Amt Littfeld übersteigt nie eine Handvoll. Die Anzahl der dazu gehörenden Personen ist entsprechend gering. Ihr Schicksal über etwa 150 Jahre zu beschreiben, ist ein Bericht über den gescheiterten Versuch einer Assimilation. Die erste Niederlassung einer jüdischen Familie in Burgholdinghausen erfolgt gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Für 1804 ist bereits die Anlage eines jüdischen Begräbnisplatzes dokumentiert. Die Herkunft der Familie bleibt weitgehend im Dunklen. Spuren führen über die damalige Landesgrenze nach Attendorn und Olpe, wo jüdisches Leben lange vor einer dauerhaften Niederlassung von Juden im Siegerland stattfindet. Das 19. Jahrhundert gibt Juden nur für sehr kurze Zeit unter der Herrschaft Napoleons die Freiheiten der Niederlassung und des Handels. Mit dem Zuschlag unserer Region zu Preußen 1815 gelten wieder die alten Judenordnungen von 1770, die Juden keine Bürgerrechte zubilligen. 1845 wird in Preußen eine Verordnung erlassen, nach der Juden nun Familiennamen führen müssen, 1871 erlangen sie das Staatsbürgerrecht. So leben die Familien Meier, Rosenhelm und Ferber in Burgholdinghausen, Littfeld, Krombach und Kreuztal. Sie gehen den Berufen als Metzger, Viehhändler oder Handelsmann nach und zählen zur 'ärmeren Volksklasse'. Mit der Anbindung unserer Region an das Eisenbahnnetz ab 1861 erfolgt ein wirtschaftlicher Aufschwung, an dem auch die jüdische Bevölkerungsminorität teilnimmt. Die Bevölkerung steigt sprunghaft, auch die kleine jüdische Minderheit nimmt an Zahl zu. Sie pflegt verwandtschaftliche und wirtschaftliche Beziehungen in die Nachbarstädte Hilchenbach und Siegen, wo sich im März 1884 eine Synagogengemeinde gründet, die im Jahr darauf eine private jüdische Volksschule einrichtet. Jüdische Kinder - außer in der Stadt Siegen - nehmen am Unterricht der regulären staatlichen Schulen teil. Religions- oder Hebräischunterricht erteilt zumeist ein Familienmitglied. Mit der feierlichen Einweihung der Synagoge in Siegen 1904 ändert sich nur wenig für die jüdischen Minoritäten in Ferndorf und Hilchenbach. Die Littfelder, Krombacher und Hilchenbacher Juden halten weiterhin ihre Gottesdienste in Privathäusern vor Ort ab. Allein an den Hohen Feiertagen besuchen sie die Synagoge in Siegen. Es ist ein Verdienst dieses Buches, dass Dieter Pfau ausführlich auf die 'Stoeckerbewegung im Siegerland' sowie den Antisemitismus und die 'Völkische Bewegung' in der Republik von Weimar eingeht, auch wenn dies von der Geschichte der Juden im nördlichen Siegerland wegzuführen scheint. Mit diesem Kapitel beleuchtet Dieter Pfau für die Leserinnen und Leser eindrucksvoll die Stimmung vor Ort, die dann manche Geschehnisse in der Zeit des Nationalsozialismus als folgerichtig erscheinen lassen. Die konservativ-protestantische Bevölkerung der Region erweist sich als begeisterte Anhängerschaft des NS-Systems. Den Wandlungsprozess und die große Zustimmung belegt der Autor durch die Wiedergabe der Wahlergebnisse im Amt Ferndorf. Er beschreibt im Einzelnen die seit 1933 stetige Zunahme der staatlichen Maßnahmen gegen die Juden und der damit verbundenen Verengung des Lebensraumes. Die Bevölkerungsmehrheit steht nun der jüdischen Minderheit gleichgültig oder ablehnend gegenüber. Die Angst und Bedrängnis der Diskriminierten wird im Text deutlich spürbar. Die meisten Nachbarn schweigen nun plötzlich oder wenden sich ab. Nur wenige erheben Einwände. Pfau nennt die Namen der Profiteure, er dokumentiert die Maßnahmen des Ortsbürgermeisters Willi Groos und des Amtsbürgermeisters Dr. Erich Moning gegen die Jud