Beschreibung
Die Sterbesituation ähnelt in vielerlei Hinsicht den Erfahrungen der frühen Kindheit: nicht nur in Hinblick auf die körperliche Abhängigkeit, sondern auch in Hinblick auf eine zu beobachtende Wiederkehr frühkindlicher Fantasien und eine Offenheit für Beziehungen. Auf Grundlage der bislang umfangreichsten Studie zum Bindungserleben von 115 PalliativpatientInnen und HospizbewohnerInnen in Deutschland beleuchtet Jakob Johann Müller erstmalig den Zusammenhang von frühkindlicher Bindung und dem Erleben der Sterbesituation. Er zeigt auf, dass die Muster frühkindlicher Bindungserfahrungen durch die Sterbesituation erneut wachgerufen werden und maßgeblich das Erleben der letzten Lebensphase beeinflussen. Ein Großteil der Patientinnen und Patienten in der stationären Terminalbegleitung weisen unsichere oder unverarbeitete Bindungsmuster auf - ein Befund mit wichtigen Implikationen für eine bindungspsychologisch orientierte Sterbebegleitung. Damit unterstreicht das Ergebnis der Studie die Notwendigkeit und Bedeutung einer psychodynamisch orientierten Sterbebegleitung.
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