Beschreibung
Die Geschichte des Holocaust ist die Geschichte eines Verbrechens, weshalb ihr Narrativ dem literarischen Muster des Kriminalromans folgt - das ist der Ausgangspunkt für José Brunners Reflexionen über die verschiedenen Blickwinkel, aus denen heraus das Geschehen erzählt wird: Stets geht es darum zu ergründen, wie, wann und warum gewisse Menschen zu Tätern oder andere zu Opfern wurden. Welches Verbrechen wurde begangen? Was war das eigentliche Tatmotiv? Was sahen und hörten die Zeugen? Wie wurden die Spuren vertuscht? Was können wir aus der Geschichte dieses Verbrechens lernen? Brunner hält alle Erzählpositionen für legitim - sofern sie von dem Verbrechen berichten und dieses nicht zu leugnen suchen. Besonderes Augenmerk widmet Brunner dem Einfluss psychoanalytischer Denkmuster und Traumatheorien auf Deutungen der Ursprünge und Folgen des Holocaust sowie auf die Erinnerungsdiskurse, die Gesellschaften 'nach dem Verbrechen' für sich entwickeln.
Autorenportrait
Der Autor José Brunner, geb. 1954 in Zürich, ist Professor an der Buchmann Fakultät für Rechtswissenschaft und dem Cohn Institut für Wissenschaftsgeschichte und -philosophie der Universität Tel Aviv sowie Direktor des Minerva Instituts für deutsche Geschichte. Seine Forschungen befassen sich vor allem mit dem politischen Diskurs der Psychoanalyse, der Geschichte des Traumabegriffs und mit psychologischen Erklärungen des Nationalsozialismus. Die deutsche Ausgabe seines Buches 'Psyche und Macht. Freud politisch lesen' erschien 2001.