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Romane I. Eduard Allwill

Anhang (Kommentar), Friedrich Heinrich Jacobi Werke 6,2

Erschienen am 13.05.2016
298,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783787318209
Sprache: Deutsch
Umfang: 249 S.
Format (T/L/B): 2.4 x 24.5 x 17.7 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Das philosophisch-literarische Werk Friedrich Heinrich Jacobis (1743-1819) entstand, angeregt von Goethe und Lessing, in Auseinandersetzung mit dem Pantheismus Spinozas, der Moralphilosophie Kants, dem Idealismus Fichtes und der Naturphilosophie Schellings. Als einer der herausragenden Köpfe, der die Entwicklung der Klassischen Deutschen Philosophie teils initiiert, teils kritisch begleitet hat, vertritt Jacobi einen auf der unmittelbaren Erfahrung und der von äußeren moralischen Gesetzen unabhängigen Personalität des Menschen beruhenden individuellen Realismus, der den Auffassungen Hamanns und Herders verwandt ist. Dieser Anhangsband von Carmen Götz zur Edition des Briefromans Allwill unterscheidet sich von den bisherigen Bänden der Ausgabe dadurch, dass ein fiktionaler Text zu kommentieren war, der in fünf Druckfassungen überliefert ist, und darüber hinaus vorangegangene Kommentierungen zu berücksichtigen waren. Sodann nehmen zwei Arten von Nachweisen, die nicht zwingend zu einem Kommentar gehören, größeren Raum ein: zum einen die (auto-)biographische Rückbindung bestimmter Figuren, Konstellationen, Orte und Aussagen, zum anderen Hinweise auf inhaltliche Parallelen im philosophischen und brieflichen Werk Jacobis wie auch in dem von Zeitgenossen, vor allem von Goethe und Rousseau.

Autorenportrait

Friedrich Heinrich Jacobi, geb. 1743 in Düsseldorf, gest. 1819 in München, Philosoph und Romanautor, gehört zu den bedeutendsten Repräsentanten der Klassischen deutschen Philosophie und gilt als ihre »graue Eminenz«. Er selbst hat sich einen »privilegierten Ketzer« genannt und damit seine epochale Doppelrolle markiert. Aufgrund seiner durchgreifenden Problemanalysen, die zunächst der Metaphysik Spinozas und der gerade erschienenen Transzendentalphilosophie Kants gewidmet waren, avancierte er nicht nur zum überall präsenten Anreger, sondern profilierte sich auch lange vor Kierkegaard als der erste vehemente Kritiker der nachkantischen Systemphilosophie. Die unorthodoxe Textur seiner Schriften spiegelt ein Leben fernab akademischer Zwänge. Umfassend belesen und mit der Prominenz der Zeit bekannt oder (wie mit Wieland, Goethe, Hamann, Herder und Claudius) befreundet, agierte Jacobi als weltgewandter homme des lettres, der das reichste Korrespondenzcorpus der Epoche hinterlassen hat. 1807 wurde er zum ersten Präsidenten der Münchener Akademie der Wissenschaften ernannt, der er bis 1812 vorstand. »Wie ein Donnerschlag vom blauen Himmel herunter« (Hegel) wirkte seine, die sog. Spinoza-Renaissance auslösende Publikation »Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn« (1785; 2., erg. Aufl. 1789). Zugespitzt in der wirkmächtigen Formel vom »Seyn in allem Daseyn« wurde Spinozas Metaphysik der Immanenz hier erstmals als modernes Systemparadigma konsequenter Rationalität rekonstruiert. Im anhaltenden Streit um ein überzeugendes »System der Freiheit« sah sich v.a. das Denken Fichtes, Schellings und Hegels durch Jacobis Analyse herausgefordert und, durch Jacobis einflussreiche Kritik an Kants Lehre vom »Ding an sich« (»David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus«, 1787) motiviert, auch über Kant hinausgetrieben. Parallel zum Erfolg seiner Wirkungsgeschichte geriet Jacobi jedoch selbst ins irrationale Abseits sog. »Glaubens- und Gefühlsphilosophie«, während er tatsächlich auf dem Konzept einer qualitativ von Rationalität zu unterscheidenden Vernunft insistierte. Mit der metaphysischen Tragweite dieser Differenz verband er auch die Unterscheidung der Begriffe von Grund und Ursache, die als seine bedeutendste philosophische Leistung gewürdigt werden muss. Der logische Zusammenhang von Grund und Folge ist etwas ganz anderes als der zeitliche Zusammenhang von Ursache und Wirkung, der sich ursprünglich im Handeln konkreter Personen manifestiert. Diese zunächst in der Auseinandersetzung mit Spinoza formulierte These sah Jacobi auch durch die nachkantische Systemphilosophie bestätigt, weshalb er im Atheismusstreit gegen Fichtes Wissenschaftslehre (»Jacobi an Fichte«, 1799) und im späteren Theismusstreit gegen Schellings Bemühungen um ein personalistisch gewendetes System (»Von den Göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung«, 1811) argumentierte.