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Ein Hartmut-und-ich-Roman, Ein Hartmut-und-ich-Roman 2

Erschienen am 07.12.2009
8,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783596171255
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Format (T/L/B): 2.4 x 19 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Hammern statt jammern! Bochums tiefsinnigste Männer-WG bietet den Überqualifizierten eine Zukunft: Hartmut und seine Mitbewohner machen Altphilologen zu Paketverladern und Kunsthistoriker zu Ikea-Vorarbeitern. Der unglaubliche Roman einer unglaublichen Wir-AG.

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Autorenportrait

Oliver Uschmann wurde geboren, als seine Eltern es für angebracht hielten und wuchs in Wesel am Niederrhein auf. In Bochum studierte er Literatur und in Berlin das Leben. Mit seiner Frau Sylvia Witt veröffentlicht er Jugendromane, Erwachsenenromane sowie lustige und ernste Sachbücher. Ihre bekannte Romanserie "Hartmut und ich" haben die beiden als "Hui-Welt" im Internet sowie 2010 als bewohnbare Ausstellung namens "Ab ins Buch!" aufgebaut. Auf der Videospielkonsole stellt sich Oliver Uschmann regelmäßig den schwersten Gegnern. Zu seinen Hobbies außerhalb des Hauses gehören das Barfußlaufen und das Guerilla-Gärtnern. Außerdem begrüßt er jedes natürliche Gewässer, indem er vollständig seinen Schädel hineinsteckt. Uschmann lebt mit seiner Frau sowie zwei Katern auf einem Dorf im Münsterland.Literaturpreise:Förderpreis NRW 2008

Leseprobe

BEWERBUNGEN Ich stehe bei den Veteranen vor der Theke und warte auf meine Pommes Spezial. Das Fett brutzelt, die Luft ist schwül. Es ist nicht gesund, wenn man in einem schiefen, schlecht sitzenden Haus gegenüber der besten Pommesbude Bochums wohnt. Aber es macht glücklich. Neben Tür und Zigarettenautomat steht ein kleiner Pulk von Menschen. Der Mann direkt neben mir, der mit seiner Bestellung dran wäre, blättert in einem Buch über Hegel. "Was wollen???", bellt ihn der kleine Jugoslawe mit dem Stiernacken an, und der Mann zuckt zusammen und steckt das Bändchen in die Tasche seines Jacketts. "Ich suche Arbeit", sagt er und wird ein wenig rot. "Arbeit?" fragt der kleine Jugoslawe, und sein Kollege an der Wurst dreht sich um. Er hat noch weniger Haare im Nacken. "Ja, Arbeit", sagt der Mann wie ein Kadett vor dem Brigadegeneral. "Kellnern, Kochen, was Sie wollen." "Nix Arbeit, nur Pommes! Nächster!", sagt der Jugoslawe. Männer, die den Krieg gesehen haben, sind erfrischend direkt. "Noch jemand lieber Arbeit als Pommes?", lacht der Veteran und macht große Augen, als auch die restlichen Kunden die Bude verlassen. Sein Kollege reicht ihm die Pommesschalen, die ich bestellt habe. Er wickelt sie in das graue Papier ein und macht ein nachdenkliches Gesicht. Ich lasse mir Zeit, während ich die Straße überquere und betrachte unser Haus, wie es in seiner ganzen Pracht in der Frühlingsluft steht. Die Fassade ist immer noch schmutzig, und von außen bleibt es tapfer der Schandfleck des Viertels, aber von innen hat sich viel getan. Ich kaufe jetzt Pommes für drei. Susanne sitzt auf der Couch und hat den Fernseher eingeschaltet. Sie hat Motoröl an den Armen. Yannick hockt auf der Fensterbank, lässt ein Pfötchen herunterhängen und schaut in den Abend, das Köpfchen und die Ohren unmerklich bewegend, als verfolge er mit dem Blick eine Ameise zwischen den Pflasterritzen. Ich stelle die Tüte ab, und wir entfalten die stinkende Wonne. Susanne hat bis eben Motorräder repariert, ich habe noch blaue Flecken von den Paketen, die mir mein Kollege Martin heute vor die Brust geworfen hat. Er hat einfach zu viel Kraft. Einmal schleuderte mich eine Sendung quer durch den Anhänger. "Wo ist Hartmut?", frage ich. "Onlineberatung", sagt sie und nickt essend mit dem Kopf Richtung Westflügel, wo sie sich den Lagerraum neben Hartmuts Zimmer zu einem vollwertigen Appartement ausgebaut hat. Man erkennt ihn nicht wieder. Es ist, als betrete man ein anderes Haus. Auch die Scheune hat sie umgebaut. Eine riesige Werkbank unter den hohen, hellen Scheiben, einen alten amerikanischen Kühlschrank und Poster von männlichen Pin-ups. Rechts hat sie alte Couchen positioniert. Die Tischtennisplatte steht im hinteren Teil des Komplexes. Sie hat ihn neu ausgeleuchtet und zu einem kleinen Partyraum mit Bar und Theke ausgebaut. Selbst die Videosammlung ist größer geworden, seit sie eingezogen ist. Sie hat bei einem Importversand sämtliche Staffeln von Mac Gyver im Original bekommen. Wir essen unsere Pommes und zappen hin und her. Wir sehen von Laien gespielte Privatdetektive, von Laien gespielte Richter, von Laien gespielte Polizisten und von Laien gespielte Ärzte. Bei zwei Berufspolitikern bleiben wir hängen, weil sie besser spielen können. Die Moderatorin hat eine schwarze Kurzhaarfrisur, die vorne weiß gefärbt ist. Der eine Politiker sagt: "Es muss doch in der Freiheit der Unternehmer liegen, wen sie auf welche Weise einstellen wollen!" Der andere rollt mit den Augen. Dann geht das Licht aus. "Mann, Mann, Mann!!!", brüllt Hartmut, während seine Schritte sich durch großes Bad, Flur und Küche in unsere Richtung bewegen. Seine Silhouette steht einen Moment schwarz im Perlenschnurvorhang zum Wohnzimmer, bis er sich mit einer Taschenlampe wie damals im Zeltlager von unten das Gesicht beleuchtet. "Die Leute wollen keine Seelsorge mehr", sagt er. Susanne und ich sehen ihn aus dem Dunkel heraus an. Eine Pommes mit Zwiebel- und Majomatsch fällt in den Flok

Schlagzeile

Hammern statt jammern

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