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Operation Röschen

Das System von der Leyen

Erschienen am 05.03.2015
19,99 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593502243
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S.
Format (T/L/B): 2.4 x 22 x 14.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Sie ist konservativ und modern, diszipliniert und unberechenbar, weltläufig und heimatverbunden. Und sie könnte Angela Merkel als Kanzlerin nachfolgen: Ursula von der Leyen, Verteidigungsministerin, Spitzname Röschen. Wer ihre Arbeit verfolgt, lernt Entscheidendes darüber, wie Politik heute funktioniert. Kaum ein Politiker war im letzten Jahrzehnt mehr in den Medien als sie. Kaum eine Frau ist ein prominenteres Role Model für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Peter Dausend und Elisabeth Niejahr, Hauptstadtkorrespondenten der ZEIT, erleben von der Leyen seit Langem unmittelbar. Sie bieten erhellende Einblicke in das System von der Leyen und enthüllen die Spielregeln des Berliner Betriebs. Die erste Nahaufnahme der ungewöhnlichsten Politikerin Deutschlands. Ihre Machtstrategie, ihr Geheimnis.

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Campus Verlag GmbH
Julia Berke-Müller
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DE 60486 Frankfurt

Autorenportrait

Peter Dausend und Elisabeth Niejahr schreiben seit vielen Jahren für die ZEIT über den Berliner Politikbetrieb. Niejahr kennt von der Leyen seit ihren ersten Tagen als Ministerin und hat viele ihrer Siege und Niederlagen aus der Nähe beobachtet. Dausend erlebte von der Leyen immer wieder auf Reisen, unter anderem nach Afrika, Afghanistan und Washington, und berichtete über ihr erstes Jahr im Verteidigungsministerium. Beide haben zahlreiche Gespräche mit Vertrauten und Gegnern geführt, mit Verwandten und Freunden und der Ministerin selbst.

Leseprobe

1 TUNDRINSHEIDE Panikbeleuchtung. So nennen sie hier also die Lampen auf dem Dach, die großen, starken Scheinwerfer, die nachts das Grundstück in taghelles Licht tauchen können. Vor mehr als dreißig Jahren wurden die Leuchten auf den Giebel montiert, damals sollten sie helfen, die Familie im Haus vor Terroristen zu schützen. Heute sind die Lampen immer noch nützlich. Die Panikbeleuchtung wird eingeschaltet, wenn abends die Ponys von der benachbarten Weide geholt werden. "Schauen Sie, hier geht's an!", ruft Ursula von der Leyen und läuft quer durch ihre Wohnküche, um mir den Lichtschalter neben der Eingangstür zu zeigen. Sie trägt eine kurzärmlige rosa Bluse, eine helle Leinenhose und rosa Stoffturnschuhe. Eigentlich hat sie frei. Draußen brennt die Sonne, die Eisdielen und Freibäder sind voll, Deutschland macht Ferien. Ich schaue mich ein bisschen um, dafür bin ich ja aus Berlin gekommen. Das hier ist nicht irgendein Wohnhaus, das ist Tundrinsheide, ein Ort, den ich von Bildern kenne. Von der Leyen hat schon als Jugendliche mit ihren Eltern und ihren fünf Brüdern hier gelebt, den Namen des Hauses hat sich ihre Mutter Heidi Adele ausgedacht. Ernst Albrecht, ihr Vater, war Regierungschef in Niedersachsen. Als er dement wurde, zog seine Tochter mit Mann und sieben Kindern wieder ein, die Mutter war mittlerweile verstorben. Alles in vielen Zeitungsartikeln nachzulesen. Ich war noch nie hier. Mein erster Gedanke: Alles viel normaler als gedacht. Die Ministerin, die ungeschminkt die Haustür öffnet. Die fast erwachsenen Kinder, die mittags im Pyjama in die Wohnküche kommen, in der Mikrowelle Nudeln aufwärmen und Mais aus der Dose und Tütenparmesan -darüberschütten. Die beiden weißen Ikea-Sofas in der Sitzecke. Der große Garten, in dem es keine gestylten Blumenbeete gibt, nur sehr viel Rasen. An einigen Stellen liegen kleine schwarze Klumpen, die zwei Ziegen namens Google und Lummerland hinterlassen haben. Hinter der Grasfläche liegt ein Reitplatz, am Rand steht ein umgekipptes Fußballtor. Dahinter Felder und viel weiter Himmel. Auf der Veranda hört man ein entferntes Rauschen, nicht vom Meer, sondern von der Autobahn. Da endet die Normalität: Beinhorn, der Wohnort der Familie, ist ein Dorf mit eigenem Autobahnzubringer. Wir gehen einmal rund um das Haus. Von der Leyen redet immer lieber im Gehen oder Stehen als im Sitzen, außerdem will sie mir etwas zeigen. Früher umkreisten hier bewaffnete Polizisten das Gebäude. Die Kinder von Ernst Albrecht nannten den Trampelpfad, der sich dadurch auf dem Rasen abzeichnete, "Beamtenlaufbahn". Ende der 70er Jahre, nach den ersten Morden der Roten Armee Fraktion, galt die Sicherheitslage für prominente CDU-Politiker als so heikel, dass die ganze Familie Albrecht geschützt wurde. An der Pforte stand ein Wachhäuschen, von der Leyens jüngere Brüder Hans-Holger, Barthold und Donatus wurden morgens von einem Streifenwagen abgeholt und zur Schule in das Nachbardorf gefahren. Heute ist nicht mehr viel übrig von dieser Zeit. Ursula und Heiko von der Leyen haben Wände herausreißen lassen, die meisten alten Möbel ausrangiert. Nur in der Küche gibt es noch Überbleibsel aus von der Leyens Jugendzeit: Küchenschränke, die Heidi Adele mit blauen Aufklebern versehen haben muss, sowie dem ebenfalls aufgeklebten Sinnspruch: "Sich regen bringt Segen". Darauf schaut die Verteidigungsministerin also, wenn sie sich am Wochenende morgens ihren Kaffee kocht. Bei Ursula von der Leyen mischen sich an diesem Tag Gelassenheit und Anspannung. Eigentlich sind hier in Beinhorn alle in Urlaubsstimmung. Die Zwillingsschwestern Victoria und Johanna fläzen sich mit Büchern und Notebooks auf den Sofas, Gracia, die Jüngste, will reiten gehen. Am Wochenende war ein Teil der Familie sogar ein paar Stunden gemeinsam im Freibad. Was für eine bekannte Ministerin mit Personenschutz nicht einfach ist. Als ich in Beinhorn ankomme, heißt es noch, die Familie werde zwei Tage später gemeinsam zum Ausspannen nac