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Die Flicks

Eine deutsche Familiengeschichte über Geld, Macht und Politik

Erschienen am 25.08.2004
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593374048
Sprache: Deutsch
Umfang: 288 S., 20 s/w Fotos
Format (T/L/B): 2.8 x 22 x 15 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Waffen, Macht, Skandale - diese Stichworte beherrschen die Geschichte der einstmals reichsten deutschen Familie. Der Pakt mit Kaiser und NS-Staat begann für den Stahlkonzern jeweils mit riesigen Gewinnen und endete in Schutt und Asche. Mit dem Wirtschaftswunder lief das Zusammenspiel mit der Macht erneut wie geschmiert. Doch die Flick-Affäre stürzte die Familie Hand in Hand mit der politischen Klasse der BRD in eine tiefe Krise, das größte deutsche Privatunternehmen zerbrach im Familienstreit. Flick bleibt ein Reizwort: Wenn im kommenden Herbst die Flick-Collection in Berlin ihre Türen öffnet, wird die Vergangenheit der Familie erneut zum Thema.

Autorenportrait

Thomas Ramge studierte Geschichte, Politik und Literaturwissenschaft in Gießen, Paris und Washington. Nach seinem Studium war er als Rundfunk- und Fernsehredakteur in Stuttgart und Baden-Baden tätig. Heute arbeitet er als Parlamentsredakteur der Deutschen Welle. Im Frühjahr 2003 erschien sein Buch Die großen Polit-Skandale bei Campus.

Leseprobe

Nach der Flick-Affäre versilberte Friedrich Karl Flick das Industrieimperium, das sein Vater in sechs Jahrzehnten mit kaufmännischer Genialität Zug um Zug erobert hatte. Die Deutsche Bank kaufte das Firmenpaket als Zwischenhändler für mindestens fünf Milliarden Mark. Friedrich Karl zog sich als Privatier ins steuergünstige Österreich zurück. Dieser Schritt war die einzig konsequente Entscheidung eines Unternehmers, der sich als Unternehmer nie zu konsequenten Entscheidungen durchringen konnte. Friedrich Flick ging es um Macht, nicht Luxus, um Einfluss, nicht öffentlichen Ruhm. Die Devise seines Sohnes hingegen lautete: "Kasse machen", eingeflüstert von seinen engsten Beratern und Freunden Eberhard von Brauchitsch und Günter Max Paefgen. Eine echte Strategie, in welche Richtung sich der einstige Stahlkonzern entwickeln sollte, hat Friedrich Karl nie entworfen. Kritiker aus seinem Umfeld sagen, er wäre dazu auch nicht fähig gewesen. Als er 1975 zwanzig Prozent des Daimler-Konzerns losschlug, wusste er nicht einmal, wo er die 2,2 Milliarden Mark Erlös anlegen sollte. In der Münchener Schickeria ließ er sich dennoch als brillanter Geschäftsmann feiern, Lokalrunde inklusive. Die Wirklichkeit sah anders aus: Mitte der siebziger Jahre fiel auch das Unternehmen Maximilianshütte in Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz - eines der Stammwerke des Hauses - dem Prinzip "Kasse machen" zum Opfer. Der persönlich haftende Gesellschafter Hanns-Arnt Vogels, Spitzname "Piep", hatte ein Jahr lang mit den Klöckner-Werken Verkaufsgespräche geführt und einen aus seiner Sicht akzeptablen Preis verhandelt. Friedrich Karl rief zum "Partnergespräch" nach München, um den Deal abschließend zu besprechen. Konrad Kaletsch, Vetter und treuer Vasall von Friedrich Flick, dem Unternehmensgründer, wollte sich kein Urteil erlauben. Auch Eberhard von Brauchitsch hielt sich mit einer Empfehlung zurück. Stahl sei Vogels Sache. Friedrich Karl beschied, wie er es oft tat: "Die Entscheidung wird vertagt." Vogels reiste genervt zurück nach Düsseldorf. Nachts um zwölf ereilte ihn ein Anruf aus dem Auto. Friedrich Karl war gerade mit seinem alten Freund Rudolf Neumeister auf Tour durch das Münchener Nachtleben und bereits unter deutlichen Zeichen des Alkoholeinflusses. Vogels sollte Flicks Zechkumpanen die Verkaufsbedingungen für die Maxhütte erläutern. Neumeister war seinerzeit ein bekannter Münchener Auktionator. Seine Kenntnisse über die Kunst des 19. Jahrhunderts waren unbestritten. Mit Stahlbetrieben im Wert von dreistelligen Millionenbeträgen handelte er nicht. Leicht irritiert erklärte Vogels dem Kunstauktionator seine Verkaufsempfehlung, und Neumeister kam zu dem Ergebnis: "Hört sich plausibel an." Flick verlangte wieder nach dem Hörer: "Piep, ich autorisiere Dich, das Maxhütten-Geschäft abzuschließen!" Vogels versuchte sich in Diplomatie: Man wolle doch jetzt nichts übers Knie brechen, Kaletsch und Brauchitsch sollten doch noch einmal konsultiert werden und so weiter. Doch Friedrich Karl Flick respektive Rudolf Neumeister hatte die Entscheidung getroffen: "Jetzt wird mit niemandem mehr Rücksprache gehalten. Du hast hiermit den offiziellen Auftrag, morgen das Objekt zu verkaufen!" Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte Friedrich wohl seinen Sohn Friedrich Karl enterbt. In 70 Jahren Unternehmerleben hatte Friedrich Flick keine einzige geschäftliche Entscheidung aus dem Bauch heraus getroffen. In pausenloser Aktenarbeit - zwölf Stunden am Schreibtisch waren sein Minimalpensum - arbeitete er sich bis ins hohe Alter in sämtliche Unternehmensdaten seiner Betriebe ein. Er hatte die Kostenquote aller Hochöfen bis auf die letzte Dezimalstelle im Kopf, wusste, mit wie viel Koks sie idealer Weise gefahren wurden, zitierte die Fördermenge jeder Schachtanlage aus dem Stand. Kein deutscher Industrieller seiner Epoche konnte "Friedrich Flick dem Großen" (Günther Ogger) beim Lesen von Bilanzen das Wasser reichen. Kein anderer beherrschte wie er die Kunst, Einz ...

Inhalt

Inhalt I.Die absolute Freiheit9 II.Friedrich Flick der Große19 III.Die Flicks und die Nazis79 IV.Die Flicks und das Wirtschaftswunder146 V.FKF auf der Brücke193 VI.Die gekaufte Republik218 VII.Vom Erbe befreit248 VIII.Das Schöne, Wahre, Gute264 Zur Quellenlage275 Literatur277 Bildnachweise279 Danksagung280 Register281

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