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Im Schatten der Wächter

cbt

Erschienen am 06.11.2006
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570303436
Sprache: Deutsch
Umfang: 221 S.
Format (T/L/B): 1.9 x 18.4 x 12.5 cm
Lesealter: 13-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Von Gewalt, Macht und Verführung Der 14jährige Elliot, selbst jahrelang geprügeltes Opfer seiner Mitschüler, erfindet sich nach einem Schulwechsel einfach neu. Kaltblütig und abgebrüht, sodass ihn nie wieder jemand verletzen kann. Tatsächlich werden auch an seiner neuen Schule schwache Schüler gequält, aber diesmal gehört Elliot nicht dazu. Im Gegenteil: Seine Maskerade ist so gut, dass ihn die "Wächter" in ihre Reihen aufnehmen. Aber um einer von ihnen zu sein, muss Elliot nun seinerseits andere quälen.Gardners intensive, schonungslos offene Erzählweise macht Elliots Qualen Seite für Seite fühlbar. Eine verstörende Chronik über Macht, Gewalt und Verführung. Thema Mobbing - als Schullektüre geeignet. Deutscher Jugendliteraturpreis 2005

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
cbt TB Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
ann.schnoor@penguinrandomhouse.de
Neumarkterstr. 28
DE 81673 München

Autorenportrait

Graham Gardner wurde als zweitältestes von zehn Kindern in Worchestershire, England, geboren und ist dort aufgewachsen. Neben Schreiben und Lesen liebt er die Musik; er spielt Klassik, Rock und Ragtime auf dem Klavier und war Chorleiter und Kirchenorganist. Graham Gardner hat an der Universität von Wales in Aberystwyth studiert und im Rahmen seiner Doktorarbeit die Zusammenhänge zwischen Macht, Gemeinschaft und sozialen Veränderungen in ländlichen Regionen untersucht. Er ist neunundzwanzig, unverheiratet und arbeitet nach wie vor in der akademischen Forschung.

Leseprobe

Die letzte Stunde war vorbei. Er war schon fast zum Tor hinaus. Da packten sie ihn und schleppten ihn zurück zu den Umkleidekabinen hinter der Schule. Kevin Cunningham. John Sanders. Steven Watson. Jeder von denen war alleine schon schlimm genug. Die drei zusammen waren schrecklicher als alles, was er sich hatte vorstellen können. Sie stießen ihn mit dem Rücken gegen die Wand und hielten seine Arme fest. Kevin schob sich ganz dicht an ihn heran, bis sein Atem Elliots Gesicht streifte. 'Hallo, Elliot. Hast du gedacht, wir hätten dich vergessen?' Er sagte nichts. Jede Reaktion würde alles noch schlimmer machen. 'Antworte, wenn man mit dir spricht.' 'Nein.' 'Nein was?' 'Nein - ich habe euch nicht vergessen.' 'Du bist ein Verlierer, Elliot, weißt du das?' 'Das. weiß ich.' Kevin lächelte. 'Es gibt einen Ort für Typen wie dich, Elliot. Man nennt ihn Müllhalde. Warum tauchst du immer wieder in der Schule auf? Du weißt doch, dass wir auf dich warten, um dich dahin zurückzubringen, wo du hingehörst.' Er beugte sich vor und riss die Brusttasche von Elliots Jackett ab. Sie hing da wie eine tote Zunge. Dann machte er dasselbe mit den anderen Jackentaschen. Einen Moment lang fühlte Elliot gar nichts. Doch mit einem Mal bewegte sich etwas in ihm, als hätte man einen Schalter umgelegt. Plötzlich, unerklärlich und erschreckend, explodierte ein weiß glühender Zorn, etwas, das Elliot noch nie erlebt hatte. Die Wut fraß sich durch ihn hindurch, geriet außer Kontrolle, wurde zu einem brüllenden Feuersturm, zu der Raserei eines Wahnsinnigen. Er riss sich von den Händen los, die ihn gepackt hatten, stürzte sich auf Kevin und schlug ihn, schlug ihn, schlug ihn - wieder und wieder und wieder. 'Ich bring dich um, ich bring dich um, bring dich um, bring dich um!' Sie zerrten ihn zurück und warfen ihn wieder gegen die Wand. Sein Hinterkopf schlug gegen die Kacheln und ihm wurde übel. Langsam stand Kevin auf. Er wischte sich das Blut von seinem Mund. 'Das wirst du bereuen', sagte er. 'Sehr sogar.' Elliots Zorn war verflogen. Er spürte nur noch eine wohlige Taubheit in seinem Innern. Alles stand jetzt klar und deutlich vor ihm. Schon bald würde er tot sein. Aber in Wirklichkeit hatten sie ihn bereits vor langer Zeit umgebracht. Also konnten sie ihm gar nicht mehr wehtun. 'Ihr könnt mich nicht umbringen', sagte er. 'Ich bin doch schon tot.' Der erste Schlag traf ihn direkt über dem Herzen und es tat überhaupt nicht weh. Ihr könnt mich nicht verletzen. Ich bin doch schon tot. Aber dann folgte der zweite Schlag, auf die Seite seines Kopfes, und der dritte, genau dorthin, wo der erste gelandet war. Und sehr bald kamen die Schmerzen. Aber ihr könnt mir nicht wehtun, dachte er. Ich bin schon tot. Der Schmerz wurde stärker - ein warmes Pochen, das sich langsam ausbreitete. Dann explodierte eine thermonukleare Bombe in seinem Kopf und er fiel. Und fiel. Und fiel. Und schließlich kam die Erlösung. Er starb. Kapitel 1 Elliot Sutton schluckte die klebrige, säuerliche Angst herunter, die ihn zu ersticken drohte. Es war der erste Tag des neuen Jahres. In weniger als einer Woche erwartete ihn der erste Tag an seiner neuen Schule. Denk positiv, sagte er sich immer wieder. Es sollte ein neuer Anfang für ihn werden. In seiner neuen Schule wusste niemand von den vergangenen Ereignissen. Er ging dorthin mit einer reinen Weste und einer völlig unbefleckten Identität. Er konnte ein neues Leben beginnen - etwas, das sie sich alle erhofften. Das soll doch wohl ein Witz sein, dachte er. Als ob ein neues Haus und eine neue Stadt einen Zauberbann weben konnten, der seinen Vater gesund machen würde. Bisher hatte sein Vater nicht zu erkennen gegeben, dass er ihren Umzug überhaupt bemerkt hatte. Er saß in demselben Sessel und schaute sich dieselben Sendungen im Fernsehen an, Tag für Tag. Denk positiv. Elliot schaute sich in seinem Zimmer um und betrachtete die vollen Umzugskisten, die dickbäuchigen Plastiktüten und den abgewetzten offenen Koffer,