Beschreibung
"Das Bedürfnis gilt als die Ursache der Entstehung: in Wahrheit ist es oft nur eine Wirkung des Entstandenen." (Friedrich Nietzsche) Marianne Gronemeyer setzt sich in ihrem neuen Buch kritisch mit den ''Grundbedürfnissen'' des modernen Menschen auseinander. Ihr Fazit: Das kaum mehr hinterfragte Streben nach Zeit, Sicherheit, Anerkennung und Bequemlichkeit ist weder natürlich noch selbst gewählt. Es wurde in den Köpfen installiert, um ein Machtverhältnis zu schaffen - einer Macht von Produzenten über die Konsumenten. Denn eines macht gerade diese Bedürfnisse so lohnenswert: Sie sind unersättlich, in ihrem Verlangen nach immer mehr Waren und Dienstleistungen unbegrenzt. Wer sich mit den menschlichen Bedürfnissen beschäftigt, sieht sich in lauter Widersprüche verwickelt: Wir glauben, die Welt werde nach unseren Bedürfnissen eingerichtet, tatsächlich richten sich unsere Bedürfnisse nach der Welt. Wir sind überzeugt, dass wir Macht über unsere Bedürfnisse haben, in Wahrheit sind die Bedürfnisse das Einfallstor der Macht, die über uns ausgeübt wird. Wir halten die Bedürfnisse für den Ausdruck unseres ureigensten Wollens, aber sie sind ein Verhängnis, das über uns kommt. Wir leben in einer Überflussgesellschaft, aber: Je größer der Überfluss, desto bedürftiger die Menschen. Marianne Gronemeyer kommt zu einem ernüchternden Fazit: "Was den Konsumzwang so verderblich macht und den (falschen) Bedürfnissen ihre teuflische Macht verleiht, ist nicht nur der Umstand, dass Menschen über Gebühr mit Unnützem und Überflüssigem in Betrieb gehalten werden; sondern, dass sie dafür ihre Seele verkaufen. Die ''falschen'' Bedürfnisse werden nicht nur angedreht, um die Produktionsmaschinerie auf Hochtouren zu halten, sondern um die ''wahren'' Bedürfnisse auszurotten." Das Buch ist eine fundamentale Kritik am Konsumismus und den Werbestrategien.
Autorenportrait
Marianne Gronemeyer, geb. 1941, war Professorin für Erziehungswissenschaft an der Fachhochschule Wiesbaden.