Bis heute weiß Kate Manne genau, was sie zu jedem wichtigen Anlass in ihrem Leben wog: an ihrem Hochzeitstag, an dem Tag, an dem sie Professorin wurde, an dem Tag, an dem ihre Tochter geboren wurde. Solange sie denken kann, wollte sie dünner sein. Sie wurde wegen ihres Gewichts belächelt und gemobbt. Und sie hat darauf reagiert: mit extremen Diäten. Manne versteht sich als feministische Philosophin, aber dem kulturellen Gaslighting, das dazu zwingt, den Hunger zu ignorieren, konnte sie sich nicht entziehen. Nun hat sie diesem Thema ein international gefeiertes Buch gewidmet, dass intime Geschichten mit wissenschaftlichen Analysen und scharfsinnigen philosophischen Einsichten verbindet.
Manne untersucht, wie Fettfeindlichkeit funktioniert, wie sie uns dazu bringt, verheerende Annahmen über die Attraktivität, die Stärken und den Intellekt einer Person zu treffen, und wie sie sich mit anderen Systemen der Unterdrückung überschneidet. Fettphobie ist verantwortlich für Lohnunterschiede, medizinische Vernachlässigung und schlechte Bildungsergebnisse. Sie ist eine Zwangsjacke, die unsere Freiheit einschränkt. Daher muss sie bekämpft werden mit einer neuen Politik der 'Körperreflexivität', die klarmacht, dass unsere Körper in der Welt für uns selbst existieren - und für niemanden sonst.
Kate Manne ist Assistant Professor of Philosophy an der Cornell University, außerdem schreibt sie für die New York Times, Times Literary Supplement, Newsweek und The Huffington Post. Für ihre Forschung wurde sie u.a. mit dem General Sir John Monash Award ausgezeichnet, der herausragende australische Wissenschaftler:innen fördert. Ihr Buch Größe zeigen. Wie wir Fettfeindlichkeit bekämpfen können war ein Finalist des National Book Award 2024 und wurde vom New Yorker zu einem der besten Bücher des Jahres 2024 gekürt.