Beschreibung
Der Sammelband geht aus von der besonderen interdisziplinären Relevanz von Jaspers' Philosophie für den Dialog mit der Medizin, Psychiatrie, Psychotherapie und Theologie. Es ist die Eigenart Jasperschen Denkens, dass es unablässig die tief im Menschen und durchaus auch im Wissenschaftler verwurzelte Tendenz infrage stellt, sich in fertigen und so scheinbar Sicherheit bietenden "Gehäusen" einzurichten. Indem Karl Jaspers diese "Selbsteinschließungen" aufbricht, beweist er, dass der Mensch seine Existenz nicht einfach ist und hat, sondern in Freiheit "zu sein hat". Genau dieser unabschließbare Selbstergreifungsakt beinhaltet aber, dass der Mensch dadurch ist, dass er sich immer und je und je übersteigt, heißt philosophisch: transzendiert. Durch diesen Akt des Selbstüberstiegs öffnet sich jedoch erst die Dimension des "Umgreifenden", sei es der Welt, der Anderen oder des Absoluten. Zugehörigkeit, Halt und Geborgenheit, Sinn und Ordnung erfährt der Mensch erst in diesem Selbstüberstieg. Krankheit beginnt darum im Grunde da, wo die Freiheit in bindungslose Willkür und die kommunikative Bindung in Hemmung und Zwang umschlagen. Humane Medizin will daher letztlich die durch Krankheit beschädigte Zugehörigkeit des Menschen zu seiner Leiblichkeit, seiner Mitwelt und zu seinem Freiheitspotential bewusst machen und restituieren. Diesen Anschauungen fühlen sich die hier vereinigten Aufsätze in kritischer Auseinandersetzung verpflichtet, getragen von der Überzeugung, dass Jaspers' Ideen bleibend aktuell sind und gerade für die Medizin, die Psychiatrie und Psychotherapie fruchtbar gemacht werden können.
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