Beschreibung
Die perfekte Mischung aus Fantasy und Horror. Im Vorläufer zu King/Straubs Bestseller "Das Schwarze Haus" begibt sich der zwölfjährige Jack Sawyer auf eine weite, abenteuerliche Reise, in der Idylle und Entsetzen nahe beieinander liegen. Meisterregisseur Steven Spielberg hat sich die Verfilmungsrechte an "Der Talisman" für "DreamWorks" gesichert.
Autorenportrait
Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.
Leseprobe
Erstes Kapitel Das Alhambra Inn and Gardens Am 15. September 1981 stand ein Junge namens Jack Sawyer da, wo Wasser und Land zusammentreffen, die Hände in den Taschen seiner Jeans, und blickte hinaus auf die Weite des Atlantiks. Er war zwölf Jahre alt und groß für sein Alter. Der Seewind wehte ihm das braune, ein wenig zu lange Haar aus der klaren Stirn. Er stand da mit den verworrenen und schmerzlichen Gefühlen, mit denen er seit drei Monaten lebte - seit dem Tag, an dem seine Mutter ihr Haus am Rodeo Drive in Los Angeles geschlossen und in einem Wirbel von Möbeln, Schecks und Maklern eine Mietwohnung am Central Park West in New York bezogen hatte. Aus dieser Wohnung waren sie in den stillen Badeort an der Küste von New Hampshire geflüchtet. Ordnung und Regelmäßigkeit waren aus Jacks Leben verschwunden. Sein Leben kam ihm so unstet vor wie das wogende Wasser vor ihm. Seine Mutter trieb ihn durch die Welt, schleppte ihn von einem Ort zum anderen, aber was trieb seine Mutter? Seine Mutter flüchtete, flüchtete. Jack drehte sich um und blickte den leeren Strand entlang, zuerst nach links, dann nach rechts. Links lag Arcadia Funworld, ein Vergnügungspark, in dem vom Memorial Day Ende Mai bis zum Labor Day Anfang September Lärm und Trubel herrschten. Jetzt war er leer und still, ein Herz zwischen zwei Schlägen. Die Achterbahn war ein Gerippe vor diesem monotonen, bedeckten Himmel, die Pfosten und Querträger wie Holzkohlenstriche. Dort drüben arbeitete Speedy Parker, sein neuer Freund, aber der Junge konnte jetzt nicht an Speedy Parker denken. Rechts stand das Alhambra Inn and Gardens, und die Gedanken des Jungen führten ihn unerbittlich dorthin. Am Tag ihrer Ankunft hatte Jack einen Augenblick lang geglaubt, er sähe einen Regenbogen über den Giebeln seines verwinkelten Daches. Eine Art Zeichen, die Verheißung besserer Dinge. Aber da war kein Regenbogen gewesen. Eine Wetterfahne schwenkte, vom Seitenwind erfasst, von links nach rechts und von rechts nach links. Er war aus dem Mietwagen ausgestiegen, hatte die unausgesprochene Bitte seiner Mutter, sich ums Gepäck zu kümmern, ignoriert und nach oben geschaut. Über dem Messinghahn der Wetterfahne hing nur ein leerer Himmel. 'Mach den Kofferraum auf und hol die Tüten heraus, Sonnyboy', hatte seine Mutter ihm zugerufen. 'Eine völlig erledigte alte Schauspielerin muss sich jetzt anmelden und dann nach einem Drink fahnden.' 'Einem elementaren Martini', hatte Jack gesagt. 'So alt bist du gar nicht, hättest du sagen sollen.' Sie stemmte sich mühsam vom Wagensitz hoch. 'So alt bist du gar nicht.' Sie lächelte ihn an - etwas von der alten, unbekümmerten Lily Cavanaugh Sawyer, über zwei Jahrzehnte hinweg die Königin der B-Movies, kam zum Vorschein. Sie streckte ihren Rücken. 'Hier sind wir gut aufgehoben, Jacky', hatte sie gesagt. 'Hier kommt alles wieder in Ordnung. Es ist ein guter Ort.' Eine Möwe glitt über das Dach des Hotels, und für einen Moment hatte Jack das beunruhigende Gefühl, der Wetterhahn hätte sich in die Luft geschwungen. 'Für eine Weile sind wir dem Telefon entkommen, stimmt's?' 'Stimmt', hatte Jack gesagt. Sie wollte sich vor Onkel Morgan verstecken, sie wollte sich nicht mehr mit dem Geschäftspartner ihres toten Mannes herumschlagen, sie wollte mit einem elementaren Martini ins Bett kriechen und die Decke über den Kopf ziehen. Mom, was stimmt nicht mit dir? Es gab zu viel Tod, der Tod hatte die Welt halb verrückt gemacht. Über ihnen schrie die Möwe. 'Und nun beweg dich, Junge, beweg dich', hatte seine Mutter gesagt. 'Sehen wir zu, dass wir in dieses fantastische Haus hineinkommen.' Dann hatte Jack gedacht: Wenigstens ist da immer noch Onkel Tommy, der uns hilft, wenn wir zu tief in der Patsche sitzen. Aber auch Onkel Tommy war tot; die Nachricht steckte lediglich noch am anderen Ende zahlloser Telefondrähte. Das Alhambra ragte über dem Wasser, ein großer, viktorianischer Kasten auf riesigen Granitblöcken, die fast nahtlos mit der flachen Landzunge z