Beschreibung
Das gefährliche Leben einer Kriegs-Reporterin Die preisgekrönte Journalistin Antonia Rados harrte während des Irak-Krieges in Bagdad aus und berichtete täglich für RTL und n-tv. In ihrem Tagebuch hielt sie all das fest, was im Fernsehen nicht zu sehen war: die ganz persönlichen Erfahrungen und Empfindungen einer Reporterin im Bombenhagel. Ihre packenden Aufzeichnungen aus dem Frühjahr 2003 bieten aufschlussreiche und zeitlose Erkenntnisse über die Schrecken des Krieges. Mit einem Nachwort zur aktuellen Lage im Irak.
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Autorenportrait
Antonia Rados, geboren in Klagenfurt, studierte in Paris und Salzburg. Sie ist promovierte Politologin und arbeitet seit 1978 als Kriegsberichterstatterin, seit 1993 als RTL-Korrespondentin und Studioleiterin in Paris. Sie berichtete bereits aus vielen Kr
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Vorwort zur Neuausgabe Wenn ich an den Irak denke, fallen mir spontan alle möglichen Bilder ein: Wie ich in jenen Tagen im Frühjahr 2003, als die US-Armee vor den Toren Bagdads stand, abends den Bettrahmen mit aller Kraft hochhob und querstellte. Er sollte mich vor Glassplittern schützen, falls eine Bombe in der Nähe einschlug. Wie die blöde Matratze ständig umfiel. Der Suppengeruch auf den Korridoren. Meine Hoffnung, irgendwie doch mit heiler Haut davonzukommen, die mit jedem Kriegstag schwand. Im Lift des Hotel Palestine steckenzubleiben, war von Anfang an meine größte Angst. Stieg ich in den Lift, war ich jedes Mal sicher, er würde in der nächsten Minute abstürzen und mich in den Tod reißen. Es klingt absurd, aber so war es. Der Lift war schlimmer als manche Bombennacht. Wer das Hotel Palestine in Bagdad kennt, wird meine Angst vor den Aufzügen verstehen. Den anderen sei gesagt, dass das Palestine einmal ein Fünf-Sterne-Hotel war - vor langer, langer Zeit. Mir geht noch vieles mehr durch den Kopf, sobald ich nur das Palestine aus der Ferne erblicke. Mein Palestine, möchte ich beinahe sagen, so oft bin ich in diesem Hotel inzwischen abgestiegen. So viele Betten in den verschiedensten Zimmern habe ich inzwischen ausprobiert, wobei keines eine Wohltat für kaputte Bandscheiben ist. Unzählige Abende habe ich eingeschlossen im Zimmer 712 oder 814 verbracht, weil mein Kameramann und ich nicht mehr hinaus durften. Durften ist nicht das richtige Wort. Wir wollten nicht. Von draußen hörten wir, wie sich Selbstmordattentäter in die Luft jagten. Noch einer und wieder einer. Wie oft habe ich an den Betonblöcken und Kontrollen vorbei meine Reisetasche geschleppt, die kugelsichere Weste über dem Arm! Weil kein Auto mehr in die Nähe des Hotels oder anderer wichtiger Gebäude in Bagdad durfte, musste man sein Gepäck selber von der Hauptstraße herschleppen. Vollbepackt kommt man sich genauso hilflos vor wie jeder ganz gewöhnliche Flüchtling. Der Krieg macht, so banal das klingt, alle gleich. Für mich ist das Palestine, mehr noch als mein Hotel, ein Symbol des Irak. Von dort aus haben wir ausländischen Reporter über den Krieg berichtet. Doch gleich nach dem Krieg quartierten sich amerikanische Offiziere ein, während die einfachen GIs auf dem Rasen vor dem Hotel um ihre Panzer herum übernachteten. Noch friedlich in den ersten Tagen. Noch liefen alle Straßenjungs, der freche Hassan eingeschlossen, um die fremden Soldaten herum und verkauften ihnen zu überhöhten Preisen Getränke, die sie wer weiß wo herbekommen hatten. »Mister! Mister!« schrien sie. »You want coke? You want Fanta?« Wenn ich daran zurückdenke, wie ich das alles von meinem Balkon aus beobachtete, kommt mir die Szene vor wie aus einer anderen Welt. Ja, es waren beinahe friedliche Momente. Viele Iraker waren heilfroh, die einen über das Ende von Saddam, die anderen über das Ende der Bombennächte. Jedenfalls glaubten einige damals an eine bessere Zukunft, wenn auch nicht viele. Ich? Ich war sicher, dass es zu Gewaltausbrüchen kommen würde. Man muss keine Prophetin sein, um vorherzusehen, dass eine so grausame Diktatur nicht sang- und klanglos untergeht. Auf dem Firdos-Platz vor dem Hotel Palestine sah man bald, wie sich Chaos ausbreitete. Am helllichten Tage fanden Überfälle statt. Die neuen irakischen Polizisten, völlig unerfahren, wurden von Bagdads Kleinkriminellen und Schwerverbrechern noch schlechter behandelt als Frauen. Saddam hatte vor seinem Fall alle Häftlinge aus den Gefängnissen befreit. Jeder von ihnen war bewaffnet, keiner zögerte zu schießen. Also knallte es unentwegt irgendwo in der Stadt. Wir fuhren über die Karade-Straße und sahen, wie Banken überfallen wurden. Bald explodierten die ersten Bomben. Bis zu einem richtigen Bürgerkrieg war es nicht mehr weit. Warum hat die mächtigste Armee der Welt nicht sofort eingegriffen und Ordnung geschaffen? Warum standen die Amerikaner wie Idioten herum, während neben ihnen Krankenhäuser geplündert wurden? Ich wett Leseprobe