Beschreibung
Ein großes Frauenschicksal auf der Insel Wangerooge 'Suche junge Frau mit gutem Leumund für eine Stellung auf der Insel Wangerooge, die absolute Bindung erfordert. Angehörige willkommen.' Für Wemke aus Jever ist die Annonce ein Glücksfall. Die Waise zieht 1854 mit ihrer kleinen Schwester auf die Nordseeinsel. Als sie sich in den jungen Jeels verliebt, bekommen beide die Abneigung der Insulaner zu spüren. Wemke muss mit dem ungewöhnlich begabten Mann das Geheimnis seiner Herkunft lüften, das seine Mutter mit ins Grab nahm.Kann eine neue Liebe den windverwehten Spuren der Vergangenheit standhalten?
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Autorenportrait
Jutta Oltmanns, geboren 1964, schreibt neben ihrer Tätigkeit bei der Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen historische Romane. Ostfriesland ist zugleich Inspiration und Schauplatz ihrer Bücher. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten und zwei Söhnen in Warsingsfehn, wo sie an ihrem nächsten großen Roman arbeitet.
Leseprobe
Wangerooge, M? 1829 Bei Anbruch der Nacht kam ein Sturm auf. Er beutelte und r?ttelte das Haus mit der Hand eines Riesen, peitschte ?ber das Meer und bog die wenigen B?e der Insel wie Grashalme. Aus der Ferne klang das Tosen der See wie das Gebr?ll wilder Ungeheuer. In der kleinen Kate w?tete ein anderer Sturm. Heftige Wehen kamen und gingen in schmerzhaften, schier unertr?ichen Wellen. Sie zerr?tteten den Geist der Geb?nden, marterten ihren K?rper und lie?n die Hebamme verzweifeln. Immer wieder vereinten sich die verzweifelten Schreie der Frau mit dem St?hnen und Kreischen der Naturgewalten. In der Schlafbutze w? es zu eng gewesen, und so lag die Schwangere mitten im Raum auf einem Lager aus Leinen. Die Hebamme, eine gebeugte Gestalt im tr?ben Licht, trat einige Schritte zur?ck. ?Da kann doch was nicht stimmen?, murmelte sie vor sich hin, nahm einen gro?n Schluck aus der Flasche und wischte sich mit dem Handr?cken ?ber den Mund. Wenn sie doch nur die schmerzstillenden Arzneien aus dem Hebammenkorb verwenden k?nnte. Auch der starke Schnaps h?e sein Gutes haben k?nnen. Aber nein! Dieser verdammte Prediger verschlimmerte die ganze Sache noch, indem er einfach auftauchte, um sicherzustellen, dass dieses arme Weib ihr Kind nur ja unter Schmerzen zur Welt brachte. Ein Hundesohn war er! Sie korkte mit einer entschlossenen Bewegung die Flasche zu und machte sich wieder an die Arbeit. Mit einem feuchten Schwamm wusch sie den Schwei?vom Gesicht der Gequ?en und massierte mit ge?bten Fingern den angeschwollenen Leib. ?Kindchen, das Kleine will in die Welt. Wehr dich nicht dagegen?, bettelte sie. ?Noch einmal kr?ig dr?cken, Liebes, so fest wie m?glich dr?cken. Komm, lass es los!? Ihre Worte gingen im Geschrei der Schwangeren unter, das diesmal sogar den Sturm ?bert?nte. Verzweifelt zog die Hebamme ihren Korb zu sich heran. Eine M?glichkeit gab es noch! Sie griff triumphierend nach einem verschlossenen Gef? ?Pfeffer! Das hat schon so manchen Pfropfen aus dem Leib gezogen. Ich streu es dir direkt unter die Nase, mein Herzchen, und bei der n?sten Wehe sch?n hochziehen, h?rst du?? Die Hebamme eilte zwischen die gespreizten Beine und wartete. Die Schwangere st?hnte laut, holte tief Atem und nieste so gewaltsam, dass ihr ganzer K?rper erbebte. Wie hypnotisiert starrte die Hebamme auf den Geburtskanal. Als nichts geschah, richtete sie sich langsam auf. ?Ich kann dir nicht helfen?, presste sie schaudernd hervor. ?Das Kind liegt so falsch wie nur was! Will unbedingt mit dem Hintern zuerst auf die Welt.? Sie fuhr sich verzweifelt mit der Hand ?ber die Stirn. ?Wir brauchen Hilfe!? Sie betrat die Wohnkammer, wo der Pastor schon seit Stunden in der gleichen starren Haltung auf einem der Holzst?hle am Feuer sa? Die H?e lagen gefaltet im Scho? ?Sie macht der Bibel Ehre?, sagte er mit zufriedener Miene. ?Unter Schmerzen sollst du deine Kinder geb?n.? Er wies mit dem Finger zur Decke. Die Hebamme schnaubte nur. Sie mochte den Prediger nicht. So ging es vielen auf der Insel. Seine strenge Fr?mmigkeit schreckte die Menschen ab. ?Ich schaffe es diesmal nicht alleine, Pastor. Gehen Sie diesen Fremden holen. Er soll Arzt sein. Vielleicht kann er mehr als ich.? Der Prediger riss die Augen auf und sch?ttelte dann entr?stet den Kopf. ?Das werde ich nicht tun! In meiner Gemeinde wird kein Mann eine Frau in ihrer Schande sehen.? Seine Stimme klang wie sonntags auf der Kanzel. ?Der Geburtsschmerz ist vom Herrn auferlegt. Gott will, dass die Frauen f?r ihre Erbs?nde b??n. Eine gerechte Strafe, wie ich finde, f?r das Verlocken Adams mit dem Apfel. Wir haben dadurch das Paradies verloren. Und dieses elende Gesch?pf hat hier auf Erden ja wohl noch zus?liche Schuld auf sich geladen.? Er nickte mit verkniffener Miene zur Schlafkammer hin. Die Hebamme starrte ihn fassungslos an. Dann baute sie sich mit in die H?ften gestemmten H?en vor ihm auf. ?Glauben Sie, ich wei?nicht, wer ihr das angetan hat?? Sie spuckte vor ihm auf den Boden. ?Gott g?, dass sein Le Leseprobe