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Caipirinha mit dem Tod

Roman

Erschienen am 04.05.2009
9,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442739158
Sprache: Deutsch
Umfang: 444 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 18.7 x 11.9 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Liebe den Tod, denn er versüßt dir das Leben Erica führt das Leben, das sie sich immer gewünscht hat: Sie ist erfolgreich in der Werbebranche tätig und lebt mit ihrem Freund Tom in einem schönen Apartment im Süden Stockholms. Erica denkt langsam an Familienplanung, da eröffnet ihr Tom eines Tages, dass er eine Auszeit für ihre Beziehung wünscht. Für Erica bricht eine Welt zusammen - sie ist deshalb besinnungslos betrunken, als es abends an der Tür klopft: Angeblich ist es der Tod höchstpersönlich, der sich in der Etage geirrt hat. Ein heißer Flirt beginnt, dessen Folgen mörderisch sind .

Autorenportrait

Maria Ernestam, geboren 1959, begann ihre Laufbahn als Journalistin. Sie hat lange Jahre als Auslandskorrespondentin für verschiedene schwedische Zeitungen in Deutschland gearbeitet, daneben eine Ausbildung als Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin absolviert. Mittlerweile sind sieben hoch gelobte Romane von ihr erschienen. Für "Die Röte der Jungfrau" erhielt sie den Französischen Buchhändlerpreis. "Der geheime Brief" und "Das verborgene Haus" waren in Skandinavien Bestseller und standen auch in Deutschland wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Maria Ernestam lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Stockholm.

Leseprobe

Als der Tod in mein Leben kam, war ich unvorbereitet und konnte einfach nicht nein sagen. Ich ließ ihn ein, als er darum bat, und ich kam gar nicht erst auf den Gedanken, die Tür zu schließen und ihn aufzufordern, sich, ja, warum nicht, zur Hölle zu scheren. Bitte bedenkt, dass ich jetzt nicht von einem überraschenden Todesfall oder der Mitteilung einer unheilbaren Krankheit rede. Es geht hier auch nicht um die Selbstmordfantasien, die sich einstellen können, wenn die Tristesse sich ausbreitet wie gegen jeglichen positiven Gedanken resistentes Unkraut. Der Tod schritt überaus leibhaftig durch meine Tür, legte seinen Umhang ab und ließ sich in meinem Wohnzimmer nieder, ohne auch nur die Schuhe abzustreifen. Der Sessel, den er sich bei seinem ersten Besuch aussuchte, war allerdings auch einladend und bequem, ein durchgesessener hellblauer Samtsessel aus dem 19. Jahrhundert, in dem sich noch nie ein Gast anders als wie zu Hause gefühlt hat. Die fadenscheinigen Stellen in den Ecken reichen aus, um noch die Übellaunigsten in gemütliche Stimmung zu versetzen. Auch er beschloss, sich zu Hause zu fühlen. Natürlich hatte das für mich Konsequenzen, für ihn übrigens auch. Man setzt sich nicht folgenlos in einen Samtsessel. Nicht, wenn man zugleich um einen starken Espresso bittet. Und die Beine über die Armlehne baumeln lässt und behauptet, man könne alles erklären. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Tod ganz bewusst als reichlich unwichtig betrachtet. In meiner Familie sterben wir an Altersschwäche, und wenn wieder einmal ein Großonkel väterlicher- oder eine Großkusine mütterlicherseits irgendwo zwischen neunzig und hundert Jahren den Löffel abgibt, ist es schwer, die ganz große Trauer aufzubringen, eher stellt sich eine Art Melancholie ein, die der Erkenntnis entspringt, dass etwas unwiderruflich zu Ende gegangen ist. Da die meisten meiner Verwandten außerdem immer die Rücksicht besessen haben, unter relativ angenehmen, schmerzfreien Umständen zu versterben, waren die Verluste bisher durchaus akzeptabel. Kleine Schmuckstücke, die ich an meine Erinnerung hänge. Diese Melancholie hat zudem immer mit der bei unseren Familienbegräbnissen herrschenden fast unanständigen Fröhlichkeit konkurrieren müssen. Meine Sippe ist nicht wenig verrückt und wimmelt nur so von musikalischen Originalen, die sich gern mit ihren Blutsverwandten treffen, sogar bei so genannten traurigen Anlässen. Wir haben immer einen Heidenspaß quer über die Generationengrenzen, und die Bilder von Beerdigungen zeigen lachende oder Grimassen schneidende Menschen, die einfach albern sein können und sich deshalb auch für etwas Besseres halten als die armen Würstchen, die sich zu sehr an die Konventionen klammern. Der Tod war deshalb zumindest für mich immer mit hohem Alter und Freude verbunden, so selbstverständlich, dass sogar die wachsende Erkenntnis meiner Teenagerjahre vom Zustand der Welt nichts an dieser Einstellung ändern konnte. Ins Wanken geriet diese Überzeugung erst, als ich mit zwanzig gemeinsam mit einer Kommilitonin aus der Literaturgeschichte spontan auf Interrailtour ging. Kari war eine typische Gossenblüte. Mit einem alkoholisierten Vater und einer Mutter, deren Lebensmotto sich mit "Morgen ist auch noch ein Tag" zusammenfassen ließ, hatte Kari eine ziemlich harte Kindheit verlebt. Sie war mit sechzehn von zu Hause ausgezogen und hatte sich seitdem selbst versorgt. Das Gymnasium hatte sie in Rekordzeit hinter sich gebracht und durch Kellnern finanziert, danach war sie zum Studium nach Uppsala gegangen. Die Menschen in Karis Umgebung waren einer nach dem anderen gestorben, stellte sich heraus, als wir uns in den frühen Morgenstunden in unserem Zugabteil irgendwo zwischen französischen Dörfern füreinander öffneten. Schuld waren Motorradunfälle in Schweden und auf Europas Autobahnen, ein Verflossener war an Hautkrebs erkrankt, ihr Mentor am Gymnasium hatte Selbstmord begangen, ein Bruder war von der Straße abgekommen und mit einem Baum zusammengeknallt, d