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Sintflut

Roman, btb-TB

Erschienen am 02.02.2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442737796
Sprache: Deutsch
Umfang: 317 S.
Format (T/L/B): 2.4 x 18.6 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine finnische Liebeserklärung an das Leben - voll Wortwitz und Ironie Die religiösen Sommertreffen der Laestadianer in Nordfinnland sind legendär: gigantische ausgelassene Open-Air-Spektakel, Gottesdienste mit Woodstock-Feeling, zu denen über achzigtausend Menschen anreisen. Doch dieses Jahr wird das Vertrauen der Versammelten - allen voran Opa Leinonen, der die Bewegung vor Jahren in den Ort geholt hat - auf eine harte Probe gestellt. Denn kaum hat die Veranstaltung begonnen, setzt sintflutartiger Regen ein, und die ganze Gemeinde droht im Schlamm zu versinken .

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Hersteller:
btb Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Neumarkter Str.28
DE 81673 München


Autorenportrait

Hannu Raittila (geb. 1956) gilt als einer der interessantesten und wichtigsten Autoren Finnlands. Man kennt ihn als Verfasser von Kolumnen, Hörspielen, Drehbüchern, von fünf Bänden mit Erzählungen und mehreren Romanen. Für "Canal Grande" erhielt er den "Finlandia-Preis", die bedeutendste literarische Auszeichnung des Landes. Raittila hat ein besonderes Gespür für die absurden Seiten der Gegenwart und einen scharfen Blick auf die Entwicklungen der modernen Welt, die er in seinen Romanen immer wieder zum Gegenstand tragikomischer Verwicklungen macht.

Leseprobe

"Better than any other." Auf der Holzverpackung klebte ein Etikett und daneben ein Versandschein, demzufolge sich die Kiste auf dem Weg nach Sambia befand, laut Datum seit fast zwanzig Jahren. Das Etikett zeigte, neben einem Text, der die Vortrefflichkeit des Produkts pries, das Bild einer Schildkröte. "FINNISH POND, SCYTHE STONE." Ich nahm einen der Schleifsteine, ein dunkelgraues, glattes Stück, in die Hand. Mehrere Kisten davon waren aufeinander gestapelt. Mit Schablonen hatte man die verschiedenen Bestimmungshäfen auf das Holz gemalt: Yokohama, Buenos Aires, Kairo. Jetzt hingen die Schablonen mit Farbe gesprenkelt an einem Nagel an der Wand wie Namen von fernen Galaxien: ORIAK, RIAK, SERIA SONEUB. Der rechteckige Schleifstein lag angenehm in der Hand. Seine Kanten waren abgerundet. Der Kaufmann aus dem Kirchdorf hatte behauptet, Köche hielten Phyllit für den besten Stein zur Bearbeitung von Küchenmessern. Über Nacht hatte das Rauschen des Wassers aufgehört, und man konnte den Krach, den die Vögel beim Nisten machten, in den Erlen des Bachtals hören. Ich ging zum Stauteich und keilte das Schütz, das verhinderte, dass Wasser in die Mühlenrinne floss, einen Spalt breit auf. Vom Humus braunes Wasser strömte in die Holzrinne und verschwand im Inneren der Mühle. Ich zog das Schütz ganz auf und lauschte dem Geräusch des Mühlrads. Am Vorabend hatte ich mit Vaseline und durch ausdauerndes Drehen das Quietschen der Achse zum Schweigen gebracht. Jetzt hörte man nur noch das Klatschen, wenn der Zufluss aus der Rinne auf die Schaufeln des Mühlrads traf und das Wasser in den Ablaufkanal weitergeleitet wurde, von wo es in den strömungsarmen Unterlauf des Baches floss. In der Werkstatt löste ich die Verriegelung der Schleifbank, daraufhin begann die Achse, die durch die Wand zur Mühlenkammer gestoßen worden war, den Tisch und die Trennschleifscheibe in eine Drehbewegung zu versetzen. Das Poltern des eine Tonne schweren Schleifsteins übertönte das Klatschen des Mühlrads. Obwohl ich die Tür zur Räderkammer öffnete, hörte ich das Wasser nicht. Im Gesicht spürte ich den leichten Luftzug, der von den Mühlenflügeln verursacht wurde. Ich schob einen angespitzten Holzpflock zwischen Rahmen und Räderwerk, aber die Rotation wurde durch den Widerstand kein bisschen beeinträchtigt. Ich ging in die Werkstatt zurück und hob einen der überall herumliegenden Rohlinge vom Fußboden auf. Er hatte sich in einem Sonnenfleck erwärmt. Den rechteckigen Stein legte ich in die Schleiflehre; dann sah ich zu, wie der sich drehende Tisch am einen Ende des Rechtecks fräste. Ich versuchte, den bestmöglichen Winkel zu finden, und überlegte mir, welche Handgriffe zweckmäßig wären, wenn ich diese Arbeit von morgens bis abends und viele Tage hintereinander machen müsste. Die Sonne schien von unten herein, in ihrem Lichtkeil schwebte Schleifstaub. Der steinerne Tisch rumpelte, und die Achse, die ihn drehte, schwankte in ihren Aufhängungen. Ich ließ reichlich Arbeitszeit vergehen, dachte bloß daran, ein gutes Resultat zu erzielen. Nachdem ich ein halbes Dutzend Rohlinge bearbeitet hatte, verglich ich meine Schleifsteine mit denen in den Kisten. Der Kaufmann hatte anscheinend schon eine Zeit lang hinter mir gestanden. Er rief etwas, aber ich verstand seine Worte nicht. Der junge Leinonen war beim Herstellen der Schleifsteine so bei der Sache, dass er weder gesehen noch gehört hatte, wie ich reinkam. Ich fragte ihn, was für ein Gefühl es sei, wenn man die Mühle, die von den eigenen Vorfahren gebaut worden sei, in Bewegung setze, aber er hörte nichts. Ich schrie ihm ins Ohr, er solle sich bei uns im Supermarkt, in der Eisenwarenabteilung, Gehörschützer kaufen. Was?, schrie er zurück. Und was man sonst noch an Sicherheitsausrüstung braucht, brüllte ich. Er hatte die Mühle und die Schleifmaschinerie zum Laufen gebracht. Zu unserer Zeit war die ja nie in Betrieb gewesen, außer natürlich vor dem Krieg, als der Vater noch jung war. Mein Bruder richtete sich nämlich Leseprobe

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