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Rosen für eine Leiche

Ein Oberbayern-Krimi

Erschienen am 12.04.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442470730
Sprache: Deutsch
Umfang: 251 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 18.6 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der Beginn einer Serie um Joe Ottakring, dem früheren Chef der Münchner Mordkommission Zwei Tote werden in einem Kahn an den Strand des Chiemsees getrieben – direkt vor die Füße von Kriminalrat a. D. Joe Ottakring, der in seinem Lieblingsbiergarten gerade genüsslich ein Weißbier trinkt. Die nackten Leichen sind mit Rosen überstreut. Eigentlich wollte Ottakring nichts mehr mit unbekannten Toten zu tun haben. Er ist genug mit den beiden Frauen beschäftigt, die ihm den Schlaf rauben. Aber das bizarre Arrangement der Leichen lässt Ottakring nicht los, und zum Leidwesen der Rosenheimer Polizei beginnt er mit eigenen Nachforschungen ... Ein ebenso fesselnder wie mit Ironie gespickter Kriminalroman aus der oberbayerischen Provinz.

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Leseprobe

Die beiden Leichen wurden an den Strand getrieben, als Liebermanns Biergarten voller Menschen war. Alles hätte ich in dieser Stunde erwartet, nur keine Leichen. Ich saß allein an einem Tisch mit Blick auf den Chiemsee, ein Glas Weißbier vor mir. Die Hitze des Tages durchwanderte gerade den frühen Abend, über meiner Bauchgegend hatten sich nasse Flecken auf dem gelben Poloshirt gebildet. Es war einer jener schwülen Frühsommertage im Rosenheimer Land, die einem zu schaffen machen. Etwas Trostloses lag in der Art, wie sich die Hitze gegen jede Bewegung wehrte. Es herrschte eine bedrückende Stimmung. Unter der Terrasse zum See hin und entlang der seitlichen Hauswände wuchsen Rhododendronbüsche, die in voller Blüte standen; die Hortensien schwangen sich gerade dazu auf - ein Anblick wie aus einem Rosamunde-Pilcher-Film. Grüne und rote Boote lagerten kieloben am Ufersaum; sie sahen aus wie schlafende Seekühe. Das Blattwerk der alten Eichen säuselte leise, Zeichen einer Abendbrise, die man darunter im Biergarten nicht spürte. Links vom See die Kampenwand, noch mit Schnee im zerklüfteten Fels, den die Sonne langsam rosa färbte. Die Autobahn darunter rauschte leicht. In der Nacht hatte es gestürmt. Obwohl die Brise nun wieder auffrischte, vibrierte die Luft und sang in hoher Frequenz. Alle Schnaken der Gegend waren aus dem Schilf gekrochen und wuselten um mich herum. Sie ließen sich an den freien Flecken meines Körpers nieder und begannen hartnäckig, mich auszusaugen. Zur Gegenwehr hatte ich nur das Spray aus der Dose, die Liebermann auf jeden einzelnen der Tische postiert hatte. Anstatt zu sprühen, hätte ich mit dem Ding auch werfen können - es hätte genauso wenig geholfen. Am Anfang hatte ich nur einen schwarzen Punkt gesehen. Die Dünung des Chiemsees trug ihn aus Richtung Fraueninsel herüber. Als der Punkt zum Strich wurde, hielt ich ihn zuerst für ein Stück Holz oder ein Kleidungsstück, das im Wasser trieb. Dann erkannte ich eine Form. 'Tach, Ottakring.' Eine schwere Hand legte sich auf meine Schulter. 'Ham Se eine Rauchbombe nötich?' Liebermann in seiner viel zu warmen Jägerkluft ragte neben mir empor. Er blickte zufrieden auf seine Stiefelspitzen. Sein Gasthaus brummte. Er bezeichnete sich als Mischlingsbayer, stammte ursprünglich aus Westfalen. Früher war er Opernsänger gewesen, Bariton. Von seinen Einkünften hatte er sich dieses Wirtshaus am südöstlichen Chiemseeufer gekauft, Stück für Stück renoviert und einen Biergarten direkt ans Wasser gesetzt. 'Rauchbombe? Wenn's hilft, absolut', sagte ich und nahm die Zigarre, die er mir hinhielt. Ich steckte sie mir an, drückte mit der ersten Rauchwolke, die ich ausstieß, einen Schwarm Schnaken gegen die Tischplatte und schlug mit der flachen Hand zu. Blut spritzte. Wahrscheinlich meines. Eine Frau am Nebentisch tat entsetzt. Ich blies, ohne hinzusehen, den Rauch meines zweiten Zugs aus dem Mundwinkel in ihre Richtung. 'Schauen Sie mal', sagte ich zu Liebermann. Meine Hand zeigte auf das Treibgut. Liebermann schaute aufs Wasser hinaus. Für eine Minute schwiegen wir. 'Das ist ein Boot, nich?', sagte Liebermann. Ein Hund kam von irgendwoher. Mittelgroß, schwarz, wuscheliges Fell, lange, abgeklappte Ohren und ein Blick, treuer als ein Schaf - nur wesentlich intelligenter. Ich wollte auch gern einen Hund haben. Jetzt wartete ich darauf, dass dieser sich setzte. Doch er blieb stehen, mit den Pfoten im seichten Wasser, wedelte unschlüssig mit dem Schwanz und blickte hinaus. Wie das herantreibende Boot da auf den schwachen Wellen schaukelte, ähnelte es einem Schwimmer, der im Wasser die Luft anhält und den toten Mann markiert. 'Das ist ein Kahn', sagte ich. 'Ein ruderloser Kahn.' Ich löschte sorgfältig die Zigarre, stand auf und lehnte mich neben Liebermann an einen Baum. Der Hund tappte durchs seichte Wasser, dann schwamm er hinaus, dem gemächlich anlandenden Kahn entgegen. Offenbar vermisste niemand den schwarzen Kerl. Ob es ein Vergehen war, ihn einfach mitzunehmen? Kein M Leseprobe