Beschreibung
Die "2 in 1" Taschenbücher von Goldmann: "Schule des Todes" Wenn Louis Vuillon seine Morde an jungen Frauen inszeniert, hält er sich streng an die Regeln seiner Schule - der "Schule des Todes". "Eisnacht" Es ist der härteste Winter, den Wisconsin je erlebt hat. Als ein Killer eine Familie auslöscht, sagt Davenport seine Hilfe bei den Ermittlungen zu. Er macht sich auf die Suche nach dem "Eismann", einem ebenso kaltblütigen wie intelligenten Gegenspieler ...
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Autorenportrait
John Sandford ist das Pseudonym des mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Journalisten John Camp. Seine Romane um den Polizisten Lucas Davenport erobern regelmäßig die Top Ten der amerikanischen Bestsellerlisten. John Sandford lebt in Minneapolis.
Leseprobe
1 Die Leuchtreklame auf dem Nachbardach warf ihren flackernden blauen Lichtschein durch die Atelierfenster. Das Licht spiegelte sich in Glas und Edelstahl: einer leeren Kristallvase in Blütenform, an deren Rand sich Staub angesetzt hatte, einem Bleistiftspitzer, einem Mikrowellenherd, Erdnussbuttergläsern, in denen Buntstifte, Pinsel und Pastellkreide steckten. Daneben ein Aschenbecher voller Centstücke und Büroklammern. Gläser mit Acrylfarbe. Messer. Eine Stereoanlage war undeutlich als Ansammlung rechteckiger Silhouetten sichtbar. Eine Digitaluhr zerhackte die Stille in rote Minuten. Der Werwolf lauerte im Dunkeln. Er konnte hören, wie er atmete. Spürte, wie Schweiß aus den Hautporen unter seinen Achseln trat. Schmeckte, was er abends zu sich genommen hatte. Spürte, wie die Stoppeln seiner rasierten Schamhaare stachen. Witterte den Duft der Auserwählten. Nie fühlte er sich so lebendig wie in den letzten Augenblicken einer langen Pirsch. Manche Leute - Leute wie sein Vater - mussten jede Minute jeder Stunde von diesem Gefühl erfüllt sein: Sie lebten auf einer höheren Existenzebene. Der Werwolf beobachtete die Straße. Die Auserwählte war eine Malerin. Sie hatte glatte, hellbraune Haut und ausdrucksvolle, braune Augen, kleine Brüste und eine schlanke Taille. Sie lebte illegal hier im Lagerhaus, duschte spät nachts im Umkleideraum am Ende des Korridors und bereitete sich heimlich Mikrowellengerichte zu, sobald der Hausmeister heimgefahren war. Sie schlief, in Lein- und Terpentinöldüfte gehüllt, in einem winzigen Lagerraum auf einem schmalen Klappbett. Jetzt war sie unterwegs, um Mikrowellen-Fertiggerichte einzukaufen. Der Mikrowellenscheiß bringt sie um, wenn du's nicht tust, dachte der Werwolf. Wahrscheinlich tust du ihr sogar einen Gefallen damit. Er grinste. Die Malerin würde sein drittes Mordopfer in der Großstadt und das fünfte seines Lebens sein. Sein erstes Opfer war eine Rancherstochter, die eine abgelegene Koppel verließ und auf die bewaldeten Kalksteinhügel von East Texas zuritt. Sie trug Jeans, eine rot-weiß karierte Bluse und Cowboystiefel. Sie saß hoch in einem Westernsattel und ritt mehr mit Kopf und Knien als mit den Zügeln in ihren Händen. Sie kam geradewegs auf ihn zu, und ihr langer, blonder Zopf hüpfte auf ihrem Rücken auf und ab. Der Werwolf hatte ein Gewehr: ein Remington Modell 700 ADL in Kaliber 27 Winchester. Er stützte seinen Arm auf einen vermodernden Baumstamm und drückte ab, sobald sie auf vierzig Meter herangekommen war. Das Geschoss durchschlug ihr Brustbein und warf sie aus dem Sattel. Dieser erste Mord war anders gewesen. Sie war nicht auserwählt worden; sie hatte ihre Ermordung selbst provoziert. Drei Jahre zuvor hatte sie in Hörweite des Werwolfs gesagt, er habe Lippen wie rote Würmer. Wie die sich windenden roten Würmer unter den Felsen am Fluss. Das hatte sie in der Eingangshalle ihrer Highschool, von Freundinnen umringt, behauptet. Einige von ihnen hatten sich nach dem Werwolf umgesehen, der fünf Meter von ihnen entfernt stand - wie immer allein - und seine Bücher ins oberste Fach seines Schranks räumte. Er hatte sich nicht anmerken lassen, dass er ihre Beleidigung gehört hatte. Schon seit frühester Kindheit verstand er es sehr gut, seine Gefühle zu verbergen, obwohl sie der Rancherstochter vermutlich gleichgültig gewesen wären. Gesellschaftlich war der Werwolf ein Nichts. Aber sie hatte für diese Kränkung büßen müssen. Er bewahrte die Erinnerung an ihre Bemerkung drei Jahre lang in seinem Herzen, denn er wusste, dass seine Zeit kommen würde. Und sie kam. Von einem schnell zerplatzenden Kupfermantelgeschoss, wie Jäger es verwendeten, tödlich getroffen, kippte die Rancherstochter rückwärts vom Pferd. Der Werwolf trabte leichtfüßig durch die Wälder und über sumpfiges Grasland. An der durch den Sumpf führenden Straße versteckte er sein Gewehr unter einem rostigen eisernen Dränagerohr. Dieses Rohr würde die Waffe tarnen, falls mit einem Metalldetektor nach ihr gesucht wurde. Allerd ...