Beschreibung
Han fängt an, Tango zu tanzen, weil er noch nie geküßt hat. Ausgestattet mit dem Rat, fordere niemals eine Dame auf, die deinen Blick nicht erwidert, besucht er schließlich einen der Salons Amsterdams. Er blamiert sich schrecklich, so daß er am Ende alleine und in sich gekehrt zwischen den Paaren tanzt. Doch dann tanzt Esther mit ihm. Der Roman erzählt die Liebe von Esther und Han. In einem Wechsel von Anziehung und Zurückweichen entwickelt sich eine Leidenschaft. Am Ende verliert Han Esther, weil er sich zu sehr an sie hängt. Er hat zwar seinen Konkurrenten besiegt, doch mit dieser Frau kann er nicht Schritt halten.
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Autorenportrait
Thomas Rosenboom, geboren 1956, ist einer der bedeutendsten Autoren der Niederlande. Er wurde schon vielfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Den Librispreis, die wichtigste literarische Auszeichnung der Niederlande, erhielt er als einziger Autor sogar zweimal: für "Das Liebeswerk" und "Neue Zeiten" (2004 bei DVA).
Leseprobe
1 Es wurde sein erster Salon. Daheim hatte er sich schon gründlich eingetanzt und vorbereitet. In seiner linken Innentasche steckte ein Stück Sandpapier, in der rechten ein Döschen Talkumpuder, die Ankündigung in der »Cadena« kannte er auswendig: »Juni, So., 26., Salon Cristofori, Orquesta Típica Imperial (BsAs), DJ Renzo, Info: Academia de Tango, 16:00-21:00.« Um nicht zu früh dazusein, wartete er bis Viertel nach vier am Ende des Korridors. Noch ein letzter Blick auf die Armbanduhr - er trat ein. Jungfräulich glänzte ihm die riesige Fläche entgegen, noch ganz und gar leer. Rundherum, an den Wänden, stand Stuhl an Stuhl gereiht, ebenfalls leer. Die Leere war so vollkommen, daß ihm der Barmann kurz zunickte. Kein Geräusch war zu hören, nur ein Wasserstrahl im Spülbecken, dann das Knarren seiner neuen Schuhe auf dem Parkett. Aus den Hunderten von leeren Stühlen suchte er einen aus, genau gegenüber dem Podium. Auch darauf stand eine Reihe leerer Stühle. Er zog die Hosenbeine hoch und ließ sich nieder. DJ Renzo ging mit einer Schachtel zu seinem Tisch in der Ecke. Eben noch, draußen, hatte die Sonne geschienen, doch hier waren die Vorhänge geschlossen, herrschte das konstant späte Licht der Lüster. Mit verschränkten Armen betrachtete sich Han Bijman in der spiegelnden Fläche vor ihm, studierte das Rund der Pfeiler in der Mitte, zählte die Stühle auf dem Podium. Als er wieder auf die Uhr sah, war es fast halb fünf. DJ Renzo machte den Mikrotest. »Fordere nie einfach eine Dame auf. Suche immer zuerst Augenkontakt. Meidet sie deinen Blick, dann respektiere, daß sie nicht will. so behält sie ihre Freiheit, und du ersparst dir den Gesichtsverlust der Ablehnung. Der Salon bleibt ein Schlachtfeld, aber dieser Code aus Buenos Aires hält das Leiden noch halbwegs in Grenzen.« Auf einmal fiel es ihm wieder ein, es war eine von vielen Einweisungen und Anweisungen, Informationen und Instruktionen, die er nach der letzten Stunde noch bekommen hatte, zuerst von den Lehrern, später von der Nachbarin über ihm. Mit einem Seufzer schüttelte er den Kopf, dann ließ er sich ein bißchen zurücksinken und zog ein Bein aufs Knie. DJ Renzo legte die erste Platte auf; Bijman glaubte, Pugliese zu erkennen, aber es konnte natürlich auch Di Sarli sein, oder sonst Troilo. Sein Fuß begann sich rhythmisch zu bewegen, da fiel ihm wieder eine andere Anweisung ein, die ihn dazu brachte, aufzustehen: »Tango ist gehen, einfach gehen. immer weitergehen.was kann dir schon passieren?« Von der Bar aus gesehen, war er ein immer kleiner werdender Mann, der sich freimütig, quer durch den riesigen Raum, im ewigen Rhythmus des Tangos wiegte, die Hände auf dem Rücken, den Kopf im Nacken. Jeweils auf den ersten und dritten Schlag des verzögerten Viervierteltakts setzte Bijman seinen Fuß auf, einen gerade vor den anderen, immer leichter, beschwingt - das war nicht mehr gehen, er tanzte, die Gaminada, und nach dem letzten Schritt vor den Vorhängen bewegte er sich genauso wieder zurück, anfangs sogar rückwärts, die Beine gut durchgestreckt, bis er neben dem Podium wieder kehrtmachte. Hinten an der Bar hatte sich alles verändert; bestimmt zehn Leute standen dort beisammen, und nun kamen noch mehr herein. Bijman stieg das Blut zu Kopfe, er hastete zur Wand, und sekundenlang wußte er nicht mehr, welcher von all den leeren Stühlen der seine war. Jeder schien jeden zu kennen, aber man gab sich nicht die Hand. Man nickte, wechselte ein paar Worte und schlenderte anschließend, der eine oder andere mit einem Winken zu DJ Renzo, in den Saal. Um nicht neugierig zu erscheinen, drehte Bijman das Gesicht nach vorn. In immer dichterem Schwarm schob sich nun das Publikum vorbei. Bei den Herren gab es auffällig viele weiße Hemden mit weiten Ärmeln und offenem Kragen, aber man sah auch Westen oder Hosenträger über dem T-Shirt. Die Hosen waren schwarz, manchmal mit feinen Streifen, die Haare meist lang, oft grau und gelockt, die verlebten Gesichter unrasiert. Bijman begrif Leseprobe