Beschreibung
Viele verschiedene Frauen, viele unterschiedliche Kleidungsstücke und Accessoires, 26 kurze Erzählungen: Die Kleider der Frauen ist - nach Die Tricks der Diva (2004) - der neue Erzählungszyklus von Brigitte Kronauer. War in den Tricks der Diva die Natur die heimliche Heldin aller Geschichten, so ist es nun das Ich einer fiktiven Autobiographie, das allerdings gelegentlich aus dem selbstgezimmerten Rahmen rutscht.
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Autorenportrait
Brigitte Kronauer, * 29. 12. 1940 Essen. K. studierte Pädagogik in Köln und Aachen und war bis 1971 Lehrerin, zunächst in Aachen und dann in Göttingen. Seit 1974 lebt sie in Hamburg als freie Schriftstellerin. 2005 erhielt sie den Georg-Büchner-Preis. Ausgehend vom Nouveau roman, zeigt K. bereits in ihrem ersten Roman (Frau Mühlenbeck im Gehäus) anschaulich die Absichten ihres Erzählens. Es thematisiert durch die Gegenüberstellung zweier Perspektiven das Problem der Beschreibung von Wirklichkeit, bricht die üblichen Denk- und Sprachmuster und traditionellen Wahrnehmungsstrukturen auf und führt so gleichsam das Machen von Realität vor. Dieser Prozess der erzählerischen Kritik setzt sich in den weiteren Romanen K.s fort, die virtuos ein Mosaik von Bildern, von erinnerten, gedachten Realitätsbruchstücken, von Gedanken und Empfindungen entwerfen: kein 'realistisches' Bild der Welt, sondern eine - allerdings ungemein lebendige - Welt im Kopf. Bereits mit dem zweiten Roman, Rita Münster, deutet sich an, wie Momente der Erleuchtung die Protagonisten über ihre Wirklichkeitsbilder hinausführen. Zentral wird dieses Thema in dem Roman Berittener Bogenschütze, in dem der Held, Anglist und Interpret Joseph Conrads, Matthias Roth, blitzartig einen Zustand höchster Gefühlsintensität erlebt. Der hohe Ton, in dem K. von den Ekstasen des Ästhetischen zuletzt noch in dem Roman Die Frau in den Kissen schrieb, machte in den folgenden Werken wie dem Roman Das Taschentuch und den Erzählbänden Schnurrer und Hin- und herbrausende Züge einer zunehmend ironischen oder leise satirischen Erzählhaltung Platz. Das gilt auch für den Roman Teufelsbrück, der zugleich aber tief in die Welt der deutschen Spätromantik eintaucht und mit seinen Lied- und Märchenzitaten, seinen Motivanklängen und seiner sprachlichen Mimikry eine den vorherrschenden 'realistischen' Schreibweisen konträre (und zerstörerische) Kunst- und Märchenwelt erstehen lässt - und dabei durch ironische und komische Brechungen jedes Pathos unterläuft. In einer Art Versuchsanordnung versammelt K. im Roman Verlangen nach Musik und Gebirge eine bunte, maskenhafte Urlaubsgesellschaft einschließlich eines Ensor-Doppelgängers im belgischen Seebad Oostende. Themen sind - von Opernklängen untermalt und mit einem in voller Länge abgedruckten Libretto der Erzählerin angereichert - vor allem die Liebe und die Sehnsucht nach dem Überwältigenden, allerdings immer wieder gebrochen durch Kommentare zu Geschichte und Gegenwart. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.