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Der Club

Roman

Erschienen am 22.02.2017
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783036957531
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 19 x 12.4 cm
Einband: Leinen

Beschreibung

Hans Stichler stammt aus einfachen Verhältnissen. Als ihm seine einzige Verwandte ein Stipendium für die Universität in Cambridge vermittelt und er als Gegenleistung dort ein Verbrechen aufklären soll, weiß er noch nicht, worauf er sich einlässt. Er schafft es, Mitglied im elitären Pitt Club zu werden, und verliebt sich in Charlotte, die ihn in die Bräuche der Snobs einweiht. Schon bald muss er feststellen: Vor der Kulisse alter Chesterfield-Sessel, kristallener Kronleuchter, Intarsienmöbel und Tiertrophäen ereignen sich Dinge, über die keiner spricht. Und auch Charlotte scheint etwas zu verbergen. Hinter den schweren Türen des legendären Pitt Clubs wird Hans vor die Wahl gestellt, ob er das Falsche tun soll, um das Richtige zu erreichen.

Autorenportrait

Takis Würger, geboren 1985, ist Redakteur beim Nachrichtenmagazin »Der Spiegel«. Im Alter von 28 Jahren ging er nach England, um an der Universität von Cambridge Ideengeschichte zu studieren. Dort boxte er als Schwergewicht für den Cambridge University Amateur Boxing Club und wurde Mitglied in verschiedenen studentischen Klubs.

Leseprobe

Hans Im südlichen Niedersachsen liegt ein Wald, der Deister, darin stand ein Haus aus Sandstein, in dem früher der Förster gewohnt hatte und das durch eine Reihe von Zufällen und den Kredit einer Bank in den Besitz eines Ehepaares kam, das dort einzog, damit die Frau in Ruhe sterben konnte. Sie hatte Krebs, Dutzende kleine Karzinome, die in ihrer Lunge saßen, als hätte jemand mit einer Schrotflinte hineingeschossen. Der Krebs war inoperabel, und die Ärzte sagten, sie wüssten nicht, wie viel Zeit der Frau bliebe, deshalb quittierte der Mann seine Arbeit als Architekt und blieb bei ihr. Als die Frau schwanger wurde, riet der Onkologe zur Abtreibung. Der Gynäkologe sagte, auch eine Frau mit Lungenkrebs könne gebären. Sie gebar einen kleinen, dünnen Säugling mit zarten Gliedern und vollem schwarzen Haar. Der Mann und die Frau pflanzten einen Kirschbaum hinter das Haus und nannten ihren Sohn Hans. Das war ich. In meiner frühsten Erinnerung läuft meine Mutter mit nackten Füßen durch den Garten auf mich zu. Sie trägt ein gelbes Kleid aus Leinen und um den Hals eine Kette aus rotem Gold. Wenn ich an diese ersten Jahre meines Lebens zuru¨ckdenke, ist immer später Sommer, und es kommt mir vor, als hätten meine Eltern viele Feste gefeiert, auf denen sie Bier aus braunen Flaschen tranken und wir Kinder Limonade, die Schwip Schwap hieß. An solchen Abenden schaute ich den anderen Kindern zu, wie sie Fangen spielten, ich fühlte mich beinahe wie ein normaler Junge, und es war, als sei der Schatten vom Gesicht meiner Mutter verschwunden, was vielleicht auch am Licht des Lagerfeuers lag. Meistens beobachtete ich die anderen aus einer hinteren Ecke des Gartens, wo unser Pferd graste. Ich wollte es beschützen, weil ich wusste, dass es Angst vor Fremden hatte und nicht gestreichelt werden mochte. Es war ein Englisches Vollblut, das einmal ein Rennpferd gewesen war und das meine Mutter einem Pferdeschlachter abgekauft hatte. Wenn es einen Sattel sah, buckelte es. Als ich ein Kleinkind war, setzte meine Mutter mich auf den Rücken des Pferdes, später ritt ich mit ihm durch den Wald, ich hielt mich mit dem Druck meiner Schenkel fest. Nachts, wenn ich aus meinem Zimmer in den Garten schaute, hörte ich, wie meine Mutter mit dem Pferd sprach. Meine Mutter kannte jedes Kraut im Wald. Wenn ich Halsschmerzen hatte, kochte sie mir einen Sirup aus Honig, Thymian und Zwiebeln, und die Schmerzen verschwanden. Einmal sagte ich ihr, dass ich mich vor der Dunkelheit fürchtete, sie nahm mich bei der Hand und wir gingen durch die Nacht in den Wald. Sie sagte, sie könne nicht leben, wenn sie daran dachte, dass ich mich fürchtete, was mich ein wenig be- unruhigte, da ich häufig Angst hatte. Oben auf dem Kammweg sprangen die Leuchtkäfer aus den Zweigen und setzten sich meiner Mutter auf die Arme. Jeden Abend hörte ich ihren Husten durch die Dielen meines Kinderzimmers. Das Geräusch half mir beim Einschlafen. Die Eltern sagten mir, dass der Krebs aufgehört habe zu wuchern, die Bestrahlung, die sie nach der Geburt bekommen hatte, habe gewirkt. Ich merkte mir das Wort 'Remission', obwohl ich nicht wusste, was es hieß. So, wie meine Mutter schaute, als sie es sagte, schien es etwas Gutes. Sie sagte mir, dass sie sterben würde, aber niemand wüsste, wann. Ich glaubte, solange ich keine Angst hatte, würde sie leben. Ich spielte nie. Ich verbrachte meine Zeit damit, die Welt zu beobachten. An den Nachmittagen ging ich in den Wald und schaute zu, wie die Blätter sich bewegten, wenn der Wind sie berührte. Manchmal saß ich neben meinem Vater an der Werkbank und beobachtete, wie er Eichenholz drechselte, und roch den Duft frischer Späne. Ich umarmte meine Mutter, wenn sie Marmelade aus weißen Johannisbeeren kochte, und horchte an ihrem Rücken, wenn sie hustete. In die Schule ging ich ungern. Das Alphabet lernte ich schnell, und Zahlen mochte ich, weil sie geheimnisvoll waren, Lieder singen oder Blumen aus Pappe basteln fiel mir schwer. Als wir im Deutschunterrich

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